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Joint anzünden – Marihuana könnte Herz und Gefäßen schaden. © Petra Bork / pixelio.de

Kardiologen warnen: Marihuana könnte Herz und Gefäßen schaden. © Petra Bork / pixelio.de

Schlaganfall durch Cannabis – Kardiologen warnen

Cannabis ist die am häufigsten konsumierte Freizeitdroge: In den USA rauchen mittlerweile mehr Menschen Cannabis als Tabak. Der Droge wird eine heilende oder lindernde Wirkung bei verschiedenen Erkrankungen nachgesagt, daher experimentieren auch manche Patienten mit Cannabis. Legal dürfen bisher nur Ärzte Cannabis verschreiben zum Beispiel zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Epilepsie oder als Begleittherapie bei einer Chemotherapie.

Die berauschende Wirkung ist auf den Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC) zurückzuführen, der außerdem die Muskeln entspannt, beruhigend wirkt und Übelkeit unterdrücken soll. In Form von Marihuana (das sind zerkleinerte und getrocknete Cannabisblüten) wird die Droge meist geraucht, doch zunehmend inhalieren Konsumenten THC auch per E-Zigarette oder Wasserpfeife, was die aufgenommene Menge erhöht.

Im Laufe der letzten 30 Jahre hat sich der THC-Gehalt von Marihuana verdreifacht. Bei hoher Dosierung kann es bei einem Rausch zu Herzrasen und sogar zu einem Kreislaufkollaps kommen. Doch auch langfristig wirkt sich die Droge schädlich aus.

Was wurde beobachtet

Amerikanischen Kardiologen fiel auf, dass vermehrt junge Menschen, die regelmäßig Cannabis genommen hatten, mit Herzinfarkt in die Notaufnahme kamen. Dies gab den besorgten Medizinern Anlass zu einer aktuellen Auswertung dessen, was man bisher zum Einfluss der Droge auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit herausgefunden hat. Forschungen hierzu sind schwierig, da Cannabis in vielen Ländern illegal ist, sodass sich die meisten Erkenntnisse nur auf medizinische Beobachtungen und freiwillige Angaben zum Drogenkonsum stützen können. 

Die Ergebnisse verschiedener Beobachtungsstudien legen einen Zusammenhang zwischen Marihuanakonsum und einer Reihe von kardiovaskulären Risiken nahe.

Schädlich wie Tabakrauchen

Zuerst einmal birgt das Rauchen von Marihuana viele der gleichen Gesundheitsrisiken wie das Rauchen von Tabak, da der Rauch viele der gleichen Herz-Kreislauf-schädigenden Stoffe enthält, warnt Muthiah Vaduganathan vom Brigham and Women’s Hospital in Boston. Insbesondere beim Joint (Cannabis gemischt mit Tabak) wird oft tiefer inhaliert als bei Zigaretten, so gelangen noch mehr der riskanten Stoffe in die Lunge.

Erhöhtes Schlaganfallrisiko

Forscher errechneten aus Befragungsdaten von über 40.000 jungen Erwachsenen, die regelmäßig Cannabis rauchten, für diese ein doppelt bis dreifach höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden als junge Erwachsene, die kein Cannabis konsumierten. Andere Kollegen beobachteten bei Untersuchungen von Gehirnen von starken, chronischen Cannabiskonsumenten Krämpfe und Verengungen und andere Fehlfunktionen der Blutgefäße. Bluthochdruck und Verschlüsse von Arterien durch Blutgerinnsel traten bei jungen Cannabisrauchern häufiger auf.

Herzinfarktrisiko

Möglicherweise ist auch das Herzinfarktrisiko erhöht, denn Cannabiskonsum lässt Puls und Blutdruck in die Höhe schnellen und kann langfristig die Blutgefäße schädigen, Adern krampfartig verengen und vermehrt Blutplättchen verklumpen lassen. Es wird vermutet, dass die Droge den Herzmuskel auch direkt schädigt und so die Pumpfunktion beeinträchtigt.

Außerdem wurden bei Cannabisrauchern vermehrt Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern beobachtet.

Warum ist Cannabis für Herz-Kreislauf-Patienten besonders gefährlich?

Cannabis scheint also Herz und Kreislauf zu schädigen – je mehr und je häufiger es genommen wird, desto höher ist das Risiko. Was schon bei jungen, gesunden Menschen eine schlechte Nachricht ist, kann für Herz-Kreislauf-Patienten tödlich sein.

Für diese Patienten kommen außerdem Wechselwirkungen von THC mit oft verschriebenen Herz-Kreislauf-Medikamenten, z. B. Statinen und Blutverdünnern, hinzu. Cannabis kann die Wirkung dieser Medikamente verändern oder verstärken, sodass es beispielsweise bei Patienten, die mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt werden (z. B. Marcumar) zu einer lebensgefährlichen Blutung kommen könnte. 

Bei Menschen mit einer vorbestehenden koronaren Herzerkrankung kann Cannabis Angina-Schmerzen triggern, wie eine kleine experimentelle Studie herausfand.

Fazit

Auch wenn die Datenlage recht schwach ist: Wer ohnehin schon mit Herz-Kreislauf-Problemen zu kämpfen hat, sollte besser die Hände von Cannabis lassen oder den Gebrauch einschränken, so die Meinung der Kardiologen.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion/Dr. Corinna Powell​​​​​​​

    Aktualisierung: 03.05.2023

    Literatur: 

    • DeFilippis EM et al. Marijuana Use in Patients with Cardiovascular Disease: JACC Review Topic of the Week. J Am Coll Cardiol. 2020;75(3):320-332.
    • Ghosh M und Naderi S. Cannabis and Cardiovascular Disease: Curr Atheroscler Rep 21, 21(2019)
    • Parekh T et al. Marijuana Use Among Young Adults (18–44 Years of Age) and Risk of Stroke. A Behavioral Risk Factor Surveillance System Survey Analysis. Stroke 2020; 51:308-310
    • „Cannabisprodukte: Haschisch, Marihuana“; https://www.kinderaerzte-im-netz.de/altersgruppen/jugendliche/info-sucht/cannabis/

    Bildnachweis:  Titelbild © Petra Bork / pixelio.de