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Leinsamen hilft mit seinen Ballaststoffen der Verdauung und damit dem Cholesterinspiegel. © alexdante / Pixabay

Leinsamen hilft mit seinen Ballaststoffen der Verdauung und damit dem Cholesterinspiegel. © alexdante / Pixabay

Cholesterin senken – Bewährtes und neue Ansätze

Zu hohe Cholesterinwerte im Blut gehören zu den wesentlichen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ablagerungen in den Arterien (Atherosklerose) führen zu Durchblutungsstörungen, begünstigen die Bildung von Blutgerinnseln und können so letztlich Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen. Das Problem: Immer mehr Menschen haben zu hohe Cholesterinwerte. Was tun?

  • Woher kommt das Cholesterin?

    Cholesterin ist ein Fett, das der Körper für viele Stoffwechselvorgänge braucht, außerdem ist es ein wesentlicher Baustoff für die Zellmembranen.

    Den größten Teil des Cholesterin bildet der Körper selbst und zwar vor allem in der Leber. Außerdem wird Cholesterin mit der Nahrung aufgenommen.

    Es gibt einen Kreislauf für das Cholesterin. Mit dem Blut wird der Teil, der nicht für den Zellaufbau oder die Hormonbildung gebraucht wird, in die Leber transportiert. Von dort gelangt es entweder über die Galle in den Darm, wo es erneut ins Blut aufgenommen wird, oder es wird zu Gallensäure umgewandelt. Diese ist im Darm wichtig für die Fettverdauung. Die dabei entstehenden Cholesterinverbindungen werden zu einem großen Teil wieder in Cholesterin zurückgewandelt und vom Körper wiederverwendet, der andere Teil wird über den Stuhl ausgeschieden.

    Diese Prozesse, bei denen auch die Triglyceride eine Rolle spielen, sind komplex und daher störanfällig. Folge: Bei immer mehr Menschen funktioniert die Regelung des Blutfettspiegels nicht optimal.

  • Cholesterin: Wie viel ist zu viel?

    Grundsätzlich bezeichnet man den Gesamtcholesterinwert als zu hoch, wenn er über 200 mg/dl (= 5,2 mmol/l) beträgt. Wichtig ist aber auch das Gleichgewicht von „gutem“ und „schlechtem“ Cholesterin. Mehr dazu finden Sie unter „Risikofaktor Cholesterin“.

Wie gut die Regelkreise für den Cholesterinspiegel funktionieren, ist in erster Linie genetisch bedingt. In den meisten Fällen kann man diese Prozesse aber mit einer gesunden Lebensweise unterstützen, so dass man ohne oder mit nur wenig medizinischer Hilfe auskommt.

Je früher man auf erhöhte Werte reagiert, desto geringer sind die Folgen für Gefäße und Herz. Bei familiärer Hypercholesterinämie, bei der zum Teil bereits im Kindes- oder Jugendalter vor allem die Werte des LDL-Cholesterins deutlich zu hoch sind, ist ein besonders früher Therapiebeginn wichtig.

Sport und Entspannung

Ausdauersportarten bzw. moderate Trainingseinheiten, bei denen man zwar aktiv ist, sich aber nicht zu sehr auspowert, wirken sich am günstigsten auf den Cholesterinspiegel aus. Insbesondere die Triglyceride kann man so in Schach halten.

Chronischer Stress erhöht den Cholesterinspiegel – also achten Sie auf genügend Entspannung für Körper und Geist.

Ernährung

Auch wenn nur ein geringer Teil des Cholesterins aus der Nahrung stammt, kann man über das Essen einigen Einfluss auf die Blutfettwerte nehmen. Eine Senkung um bis zu 15 % ist Studien zu Folge durch eine Ernährungsumstellung möglich. Dabei geht es vor allem um eine insgesamt ausgewogene, gesunde Ernährung.

Einige Nahrungsmittel gelten als natürliche Lipidsenker. Die Empfehlungen variieren, folgende Produkte stehen aber immer wieder auf der Liste der hilfreichen Lebensmittel:

  • Mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen und Fisch sind besser für den Fettstoffwechsel. Auch Nüsse liefern „gute Fette“.
  • Omega-3-Fettsäuren wirken weniger auf das Gesamtcholesterin, aber stark auf die Triglyceride (Senkung bis zu 30 % möglich)
  • Knoblauch und Artischocken enthalten günstig wirkende Substanzen, Extrakte davon sind hilfreiche pflanzliche Lipidsenker. Auch Ingwer gilt als gut für den Blutfettspiegel.
  • Ballaststoffe wirken unterstützend – Flohsamen und Leinsamen sowie Hafer und Gerste gehören in diese Gruppe, aber auch Gemüse und Äpfel.
  • Das in Hülsenfrüchten enthaltene Saponin bindet Cholesterin und schleust es so aus dem Körper aus, ohne dass es aufgenommen wird.

Alkohol wirkt übrigens genauso stark erhöhend auf den Cholesterinspiegel wie gesättigte Fette, die vorwiegend in tierischen Produkten vorkommen. Beides sollte also weniger oft auf den Tisch kommen.

Medikamente

Die am häufigsten verschriebenen, weil derzeit effektivsten Cholesterinsenker sind Statine. Sie beeinflussen die Bildung de Cholesterins und haben zusätzlich entzündungshemmende Eigenschaften. Die meisten Patienten vertragen sie auch gut, die häufigste Nebenwirkung sind Muskelbeschwerden.

Andere Medikamente hemmen die Aufnahme des Cholesterins aus der Nahrung oder greifen in einen der verschiedenen Regelkreise des Fettstoffwechsels ein.

In diesem Bereich wird immer weiter geforscht. Ganz aktuell ist z. B. der Wirkstoff Bempedoinsäure, der im April in Deutschland zugelassen wurde. In den Studien konnte damit der LDL-Wert um 25 % gesenkt werden. Auch die Entzündungsparameter und andere Blutfette wurden günstig beeinflusst.

Vor allem bei familiärer Hypercholesterinämie gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, sogenannte PCSK9-Hemmer per Injektion zu verabreichen. Diese Stoffe erhöhen die Aufnahme des LDL-Cholesterins in die Leber, der LDL-Wert im Blut kann so um bis zu 60 % sinken; allerdings ist diese Therapie verhältnismäßig teuer.

Neue Ansätze

Direkt an der genetischen Ursache des Problems setzt ein Mittel an, das vor Kurzem von US-amerikanischen Forschern vorgestellt wurde. Nach einer einmaligen Gabe soll es wie ein Genom-Editor (einer Variante der CRISPR/Cas-Methode) die Gene eines Großteils der Leberzellen  so verändern, dass diese weniger Cholesterin bilden. Im Versuch mit Affen sank der LDL-Spiegel um etwa 60 %.

Forscher der Harvard Universität in den USA fanden die Darmbakterien, die Cholesterin abbauen. Dass es sie geben muss, weiß man schon seit etwa 30 Jahren – jetzt sind sie identifiziert. Wenn man diese Bakterien gezielt im Darm ansiedeln oder vermehren könnte, z. B. durch die Ernährung oder mitteln Probiotika, hätte man eine natürliche und verträgliche Methode zur Regulierung des Cholesterinspiegels.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Ulrike Jonack

    Erstellt: 15.7.2020

    Literatur:

    • Frederick J. Raal et al: „Inclisiran for the Treatment of Heterozygous Familial Hypercholesterolemia“; doi/full/10.1056/NEJMoa1913805
    • „Verve Therapeutics Presents New Data in Non-Human Primates Validating Gene Editing as a Treatment Approach for Coronary Heart Disease at the ISSCR 2020 Virtual Annual Meeting“, Pressemeldung Juni 2020; www.vervetx.com/press-releases
    • „Bempedoinsäure: Neuer Cholesterinsenker zeigt gute Erfolge“; www.aponet.de/aktuelles
    • Douglas, J.Kenny et al: “Cholesterol Metabolism by Uncultured Human Gut Bacteria Influences Host Cholesterol Level“; www.sciencedirect.com
    • „UKE-Forscher entwickeln Modell, das cholesterinabhängiges Langzeitrisiko für Herzinfarkt berechnet“, Pressemitteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), Dezember 2019; www.uke.de/allgemein/presse
    • Martin Halle: „Sport erhöht HDL-Cholesterin um bis 10 Prozent“, Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V., April 2010; www.lipid-liga.de
    • www.cholesterinspiegel.de/

    Bildnachweis: Titelbild © alexdante / pixabay.com