
Infektionen können Entzündungen auslösen. © Paul Bradbury / fotosearch
Entzündungen – relevant auch für Herz und Kreislauf
Entzündungen kommen sehr häufig vor. Bei Weitem nicht jede führt zu gesundheitlichen Problemen, die meisten heilen mehr oder weniger schnell von selbst aus. Je länger eine Entzündung jedoch andauert und je umfassender sie ist, desto höher ist das Risiko für gesundheitliche Folgen – auch für Herz-Kreislauf-Probleme.
- Was ist eine Entzündung?
Auf viele Reize reagiert der Körper damit, dass er an der betreffenden Stelle die Abwehrkräfte konzentriert. Der Bereich wird stärker durchblutet und schwillt an. Dabei werden die Gefäßwände durchlässiger für Blutplasma und Immunzellen (weiße Blutkörperchen), die so schnell an den Ort des Geschehens gelangen. Die stärkere Durchblutung lässt den Bereich rot und warm werden, als wäre dort Glut – daher der Begriff Entzündung oder Inflammation.
Mediziner bezeichnen auch andere Immunprozesse, die nicht äußerlich durch Rötung, Wärme und Schwellung erkennbar sind, als Entzündungen. In der Fachsprache werden Entzündungen durch die Endung „…itis“ gekennzeichnet (z. B. Endokarditis = Entzündung des Endokard).
In der Regel sind Entzündungen hilfreiche Prozesse, da sie beispielsweise Krankheitserreger oder Fremdstoffe aus dem Gewebe entfernen. Lang anhaltende und/oder „überschießende“ Entzündungen können jedoch auch schaden, denn der Entzündungsprozess geht mit Blutgerinnung (Risiko Gerinnselbildung) und der Zerstörung von gesundem Gewebe einher. Außerdem ist jeder Entzündungsherd ein Alarmgeber für das gesamte Immunsystem und ständiger Alarm stresst Kreislauf und Stoffwechsel.
Entzündungsmarker
Entzündungen spiegeln sich äußerlich oft durch Rötung, Schwellung, erhöhte Temperatur und Schmerzhaftigkeit wider. Sie zeigen sich außerdem in veränderten Laborwerten. Mit diesen kommt man auch Entzündungen im Körper auf die Spur, die man nicht äußerlich sehen kann. Besteht der Verdacht auf eine Entzündung, wird bei der Laboruntersuchung z. B. untersucht
- die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
- ob vermehrt C-reaktives Protein (CRP) vorhanden ist
- ob die Zahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten) erhöht ist
- das Procalcitonin, kurz PCT, als Marker für bakterielle Infektionskrankheiten (z. B. Sepsis)
- der Tumornekrosefaktor, der an Entzündungsprozessen beteiligt ist
Typen von Entzündungen
Mediziner unterscheiden verschiedene Formen von Entzündungen – je nachdem, was genau dabei passiert. Nach der Form der Entzündung richtet sich auch, ob und wie sie behandelt werden.
Von serösen Entzündungen ist die Rede, wenn vor allem Blutplasma ins Gewebe austritt und eine Schwellung entsteht. Das passiert zum Beispiel bei Insektenstichen oder betrifft bei Schnupfen die Schleimhäute. In der Regel heilt das von selbst aus.
Entsteht Eiter (vor allem wenn Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken beteiligt sind), kann sich dieser in Abszessen bzw. Furunkeln oder Hohlräumen (z. B. Gelenk, Nasennebenhöhle) ansammeln (Empyem). Außerdem kann sich Eiter auch diffus und flächig im Gewebe ausbreiten (Phlegmone).
Bei allen Entzündungen, die mit Eiterbildung einhergehen, besteht die Gefahr, dass der Eiter ins Blut übergeht und eine Blutvergiftung (Sepsis) auslöst und/oder an andere Stellen (z. B. Hirnhaut) getragen wird.
Andere Entzündungsformen gehen mit der verstärkter Bildung von Bindegewebe einher (Fibrose), führen zu Geschwüren und damit tiefen oder großflächigen Defekten in der Haut, den Schleimhäuten oder Gefäßinnenwänden oder sie bilden Zysten. - Entzündungsauslöser
Entzündungen können durch körperfremde Reize ausgelöst werden. Dazu gehören zum Beispiel:
- Fremdkörper
- Viren, Bakterien und/oder Pilze
- Allergene
- Druck
Auch körpereigene Prozesse können Entzündungen auslösen. Fettzellen schütten beispielweise entzündungsauslösende Stoffe aus. Auf kleine Schäden in der Blutgefäßwand reagiert der Körper mit einer Entzündung. Und auch absterbende Zellen (z. B. bei unterbrochener Durchblutung) können diese Reaktion auslösen.
Bei Autoimmunkrankheiten behandelt das Immunsystem körpereigene Substanzen als fremd und reagiert mit einer Entzündung.
Entzündung und Ernährung
Dass bestimmte Stoffe in unserer Nahrung entzündungshemmend oder entzündungsfördernd wirken, ist schon länger bekannt. Alkohol und Zucker wirken z. B. entzündungsfördernd, Antioxidantien – zu denen auch die Vitamine C und E gehören – gelten als entzündungshemmend.
Eine wichtige Rolle im Entzündungsgeschehen spielt Übergewicht. Vor allem die Fettzellen im Bauchbereich setzen Stoffe (z. B. Hormone) frei, die eine Entzündung hervorrufen – sowohl lokal als auch systemisch (im ganzen Körper). Diese Entzündung spürt man in der Regel nicht, sie „schwelt“ lediglich. Schaden richtet sie dennoch an – so verkalken die Arterien und das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko steigt. Auch rheumatische Erkrankungen wie eine rheumatoide Arthritis können verschlechtert oder begünstigt werden.
- Folgen für die Blutgefäße
Entzündungen können die Funktionsfähigkeit der Gefäßwände beeinträchtigen. Liegt der Entzündungsherd im Inneren des Blutgefäßes, können dort Blutgerinnungsprozesse einsetzen und zur Bildung eines Thrombus (Gerinnsel) führen. Entzündungen im Bereich der Muskel- und der äußeren Bindegewebsschicht können das Gefäß schwächen – Venenschwäche oder ein Aneurysma gehören zu den möglichen Folgen.
Atherosklerose gilt als chronische Entzündung. Winzige Schäden an der innersten Gefäßwand führen zur Einlagerung von Fetten und anderen Stoffen. In diese Ablagerung wandern Zellen des Immunsystems ein, dabei senden sie Signale, die weitere Immunzellen „zur Hilfe rufen“. Die Immunzellen wiederum beschädigen bisher gesunde Gefäßzellen, die Plaque wird größer, die Entzündung schreitet fort. Schließlich wird die Plaque instabil und bricht auf. Das vorher eingelagerte Material sowie Blutgerinnsel, die sich an dieser Stelle bilden, führen vor Ort oder anderswo zu einem Gefäßverschluss. Zirkulieren im Blut ohnehin viele Immunzellen, weil es andernorts im Körper bereits eine Entzündung gibt, steigt das Risiko für Atherosklerose.
Die Vaskulitis (Gefäßentzündung) ist häufig durch autoimmune Prozesse bedingt. Primäre Vaskulitiden werden zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gerechnet. Sekundäre Vaskulitiden findet man im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, sie können u. a. durch Infektionen oder Medikamente ausgelöst werden.
- Folgen für das Herz
Entzündungen können auf verschiedenen Wegen das Herz beinträchtigen:
- Das Herz selbst kann durch eine Entzündung betroffen sein – z. B. bei Myokarditis, Endokarditis oder Perikarditis.
- Entzündungen in den Koronargefäßen (z. B. Atherosklerose) können die Blutversorgung des Herzens einschränken.
- Gefäßentzündungen an anderer Stelle können zur Blutgerinnselbildung führen. Wird ein Gerinnsel in die Koronargefäße gespült, kommt es zum Herzinfarkt.
Generell belasten große und/oder chronische Entzündungen den Kreislauf und damit auch das Herz.
- Entzündungen vorbeugen
Um Entzündungen vorzubeugen, muss man sich vor Augen halten, wodurch sie entstehen. Dass Viren, Bakterien und Pilze Auslöser sein können, ist schon seit sehr langer Zeit bekannt. Seit ein paar Jahren zeigen sich auch immer wieder neue, zum Teil überraschende Zusammenhänge.
Infektionen vermeiden oder gründlich ausheilen
Infektionen kann man durch passende Hygienemaßnahmen vorbeugen, dazu gehört auch, sich nicht mehr als vermeidbar Infektionsherden (z. B. Menschen mit ansteckenden Krankheiten) zu nähern.
Im Falle einer Verletzung sind die sorgfältige Wundversorgung und ggf. ein gezieltes Wundmanagement wichtig.
Dennoch lässt es nicht ausschließen, dass Viren, Bakterien und/oder Pilze in den Körper eindringen. Ein starkes Immunsystem kann verhindern, dass die Infektion sich ausbreitet und vermehrt zu Entzündungsreaktionen im Körper führt. Schutzimpfungen sorgen dafür, dass das Immunsystem schnell auf die Eindringlinge reagiert und sie bekämpft. Breitet sich eine Infektion doch aus, sind Medikamente erforderlich, die den Erreger gezielt bekämpfen, z. B. im Falle einer durch Bakterien verursachten Entzündung Antibiotika. Körperliche Schonung ist sinnvoll, damit das Immunsystem effektiv arbeiten kann und die Entzündung rasch abklingt.
Übergewicht vermeiden oder abbauen
Überwicht belastet den Körper, sodass er Entzündungen oft weniger effektiv bekämpfen kann. Das angesammelt Fettgewebe ist aber auch selbst eine Entzündungsquelle, denn die Fettzellen schütten entzündungsauslösende oder entzündungsbegünstigende Stoffe aus.
Gesunde Ernährung
Bei der Ernährung gibt es zwei Aspekte, die für die Entzündungsvorbeugung eine Rolle spielen.
Zum einen geht es um die Nahrungsmittel selbst. Man sollte sehr sparsam mit Zucker umgehen und auch bei Fetten lieber kürzer treten. Auch ein zu hoher Anteil tierischer Lebensmittel begünstigt Entzündungen. Obst und Gemüse bieten entzündungshemmende Vitamine, antioxidativ wirkende sekundäre Pflanzenstoffe sowie Mineralstoffe – vor allem, wenn sie als Rohkost genossen werden
Als entzündungshemmend bekannt sind zum Beispiel
- Vitamine C und E
- Betakarotin
- Omega-3-Fettsäuren
- Chrom, Zink und Selen
Die zweite Seite dieses Themas ist die Darmflora. Wenn sie aus dem Gleichgewicht gerät, steigt das Entzündungsrisiko. Auch hier hilft eine gesunde Ernährung, insbesondere sollte man auf ausreichend Ballaststoffe achten.
Ausreichend bewegen und Stress vermeiden
Stress wirkt sich immer auf den gesamten Körper aus. Entspannen Sie – nicht nur im Krankheitsfall! – regelmäßig und gründlich, so kann sich das Immunsystem darauf konzentrieren, Entzündungen auszuheilen.
Auch Bewegung gehört zu einem gesunden Lebensstil. Bei akuten Entzündungen sollten Sie jedoch auf jeden Fall auf sportliche Betätigung verzichten und diese erst nach Ausheilung wieder aufnehmen. Dann, wenn Ihre Ärztin oder Ihr Arzt dafür grünes Licht geben.
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