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Symbolische Darstellung eines DNA.Abschnittes: Die Gene bestimmen mit, ob man zu Übergewicht neigt. © Alex / fotolia

DNA: Die Gene bestimmen mit, ob man zu Übergewicht neigt. © Alex / fotolia

„Essen nach Genen“

In Deutschland sind ungefähr die Hälfte aller Erwachsenen übergewichtig. Ideen, wie man abnehmen kann, sind deshalb immer gefragt. Ein aktueller Trend baut auf individuelle Ernährungstipps, die sich nach den individuellen Genen des Abnehmwilligen richten. Dafür wird – oft anhand einer Speichelprobe – eine Genanalyse gemacht, die verraten soll, welche Nahrungsmittel man besser meidet und mit welchen Sportarten man sich am besten fit hält.

Gene und Figur 

Die DNA – also das Erbgut – bestimmt, ob man eher hoch und schmal wächst oder der Körperbau klein und untersetzt ausfällt. Auch über Details des Stoffwechsels entscheiden die Gene mit. Deshalb vertragen manche Menschen Fruchtzucker nur schlecht oder sind laktose-intolerant. 

Aber auch Kalorienaufnahme und -umsatz – und damit die Neigung zu Übergewicht – werden durch genetische Faktoren mitbestimmt. Deshalb kann der eine scheinbar alles essen, ohne Gewichtsprobleme zu bekommen, während der andere schon beim Anblick kalorienhaltiger Speisen zuzunehmen meint.

Etwa hundert einzelne Gene, die im Zusammenhang mit dem Body-Mass-Index stehen, wurden bereits identifiziert. Die Varianten des sogenannten MC4R-Gens beispielsweise haben laut einer Studie englischer Forscher einen unterschiedlichen Einfluss darauf, wie schnell man ein Sättigungsgefühl verspürt. Wie Gene und Ernährung genau zusammenhängen, wird von der Nutrigenetik untersucht, einem noch jungen Wissenschaftszweig.

„Essen nach Genen“?

Die Erkenntnis, dass die Gene beim Essen eine Rolle spielen, liegt verschiedenen Programmen zur Ernährungsumstellung zu Grunde. Diese basieren auf einer Genanalyse, die meist anhand einer Speichelprobe gemacht wird. Der Kunde bekommt dann auf ihn zugeschnittene Ernährungsempfehlungen, die ihn nicht nur schlank machen und halten, sondern auch die Gesundheit und das Wohlbefinden stärken sollen.

So verlockend diese Idee im ersten Moment aussieht: Die Nutrigenetik steht erst am Anfang der Forschungen. Um den aktuellen Stand zu erfassen, haben Wissenschaftler der Technischen Universität München nun mehr als 10.000 Fachartikel ausgewertet, 39 davon beschäftigten sich mit dem Zusammenhang zwischen genetischen Faktoren und der Gesamtenergie-, Kohlenhydrat- oder Fettaufnahme. Gefunden haben die Forscher nichts, lediglich einen schwachen Zusammenhang zwischen einem FTO-Gen genannten DNA-Teil bzw. dem MCR4R-Gen und der Energiezufuhr. Darüber hinaus ergab sich kein einheitliches Bild. 

Fazit

Somit gibt es bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass bestimmte Gene mit der Menge und Art der aufgenommenen Kalorien in Verbindung stehen. Der momentane Wissensstand ist noch zu begrenzt, um aufgrund genetischer Informationen individuelle Ernährungsempfehlungen z. B. zum besseren Abnehmen abzuleiten.

Es bleibt somit bei der alten Erkenntnis, dass  die Auswahl des richtigen Essens nur ein Element im Kampf gegen Übergewicht ist. Wichtiger ist in der Regel die Menge der aufgenommenen Kalorien. Und: Ohne körperliche Bewegung im Alltag oder beim Sport funktionieren auf Dauer auch die besten Ernährungspläne nicht.