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Entspannt lächelnde Frau am Fenster. Wenn das Herz mal stolpert, ist das meist harmlos. © Valter Cirillo / Pixabay

Ab und an ein Zipperlein ist noch kein Grund, in Panik zu verfallen. © Valter Cirillo / Pixabay

Bitte keine Panik!

Menschen reagieren unterschiedlich auf Beschwerden. Die einen ignorieren sie so lange, bis es sie „umhaut“. Andere horchen auf jedes Zipperlein und argwöhnen, dass dies Boten einer ganz, ganz schlimmen Krankheit sind. Der Mittelweg ist der beste: Achten Sie auf sich, aber verfallen Sie nicht bei jeder Störung in Panik.

Ist es nicht gut, sofort zu reagieren?

Es gibt zweifellos Symptome, da sollten Sie sofort reagieren und die 112 anrufen. Das sind jedoch meist Beschwerden, die bereits durch ihre Intensität fast nichts anderes zulassen.

  • Wann ist Eile geboten?

    Im Herz-Kreislauf-Bereich sollten Sie zum Beispiel bei folgenden Symptomen sofort reagieren und die 112 anrufen:

    Symptome bei Herzinfarkt

    • Intensivste, stärkste Schmerzen und ein Druckgefühl hinter dem Brustbein
    • Ausstrahlung der Schmerzen bis in Schultern, Rücken, Unterkiefer oder in den linken Arm, manchmal auch in den Oberbauch
    • Atemnot, Schwindel und Schweißausbrüche
    • Übelkeit oder Erbrechen
    • Herzrasen
    • Bewusstlosigkeit
    • Todesangst

    Symptome bei Schlaganfall

    • Halbseitige Lähmung von Arm, Bein und Gesicht (der bekannte hängende Mundwinkel), manchmal auch als Kribbeln und Taubheit wahrgenommen
    • Sprachstörungen (Sprechen und/oder Sprachverständnis)
    • Sehstörungen (z. B. einseitiger Gesichtsfeldausfall, Doppeltsehen)
    • Halbseitige Gefühlsstörungen
    • Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen, Schwindel
    • Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit
    • Starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
    • Störung der Reflexe (z. B. Schluckreflex)
    • Epileptischer Anfall

Andere Beschwerden lassen genug Zeit, dass man einen Arzttermin ausmachen und sie dann in der Praxis zur Sprache bringen kann. Bis dahin wissen Sie dann oft auch, ob es ein einmaliges Ereignis war oder die Beschwerden wiederholt auftreten. Manchmal besteht auch erst dann Abklärungsbedarf, wenn ein Symptom über längere Zeit immer wieder zu beobachten ist.

In diesen Fällen kann eine mehr oder weniger ernsthafte Erkrankung dahinterstecken, muss es aber nicht. Gelegentlich kommt etwas im Körper auch nur für kurze Zeit durcheinander und pegelt sich rasch wieder ein. Manchmal kann man das mit äußeren Einflüssen in Verbindung bringen. So können Stress im Job oder ein Trauerfall in der Familie „aufs Herz schlagen“, eine Ernährungsumstellung kann unerwartet Symptome hervorrufen oder eine an sich harmlose Gesundheitsstörung führt zu gefährlich wirkenden Beschwerden. Gerade Letzteres tritt recht häufig auf, besonders Verspannungen im Rücken bzw. Nacken oder orthopädische Probleme können Schmerzen im Brustbereich hervorrufen, die dann als mögliche Herzerkrankung fehlgedeutet werden.

Warum ist es wichtig, Ruhe zu bewahren?

Dass das Gemüt die Gesundheit beeinflusst, ist keine wirklich neue Erkenntnis. Nicht umsonst gibt es Redewendungen wie „Das schlägt aufs Herz“ oder „Das drückt mir das Herz ab“ und auch das berühmte Herzklopfen bei positiver oder negativer Aufregung ist nicht aus der Luft gegriffen.

Inzwischen weiß man, dass die Psyche sich auch ernsthaft krankmachend auf Herz und Kreislauf auswirken kann. So können Angststörungen Herzrhythmusstörungen erzeugen oder ein an sich harmloses Symptom wird durch Furcht vor einer ernsten Erkrankung schlimmer empfunden.

Klassisch für diesen Fall ist der Blutdruck. Wenn er bei einer Messung zu hoch ist und Sie bei der nächsten Messung Angst haben, dass erneut schlechte Werte angezeigt werden, wird das wahrscheinlich auch passieren. Man nennt das auch Nocebo-Effekt. Ähnlich bei Herzrasen oder Herzstolpern: Dieses Gefühl kann so viel Sorge auslösen, dass allein dadurch der Herzrhythmus „unrund läuft“.

Was kann man tun?

In den meisten Fällen – außer bei den oben erwähnten Symptomen – hilft es, sich erst einmal bewusst zu entspannen und das Symptom als vorübergehende Störung zu bewerten. Harmlose Beschwerden verschwinden da recht zuverlässig und tauchen auch in den folgenden Tagen nicht mehr oder immer seltener auf.

Im Internet gibt es auf fachlich unterstützten Plattformen für Laien immer öfter spezielle Rubriken zu Beschwerden. Hier werden auch die harmlosen Ursachen genannt. Gehen Sie erst einmal von diesen Gründen aus, verändern Sie eventuell Gewohnheiten (z. B. Kaffeegenuss einschränken, Stress reduzieren).

Wiederholen sich die Symptome dennoch oder verstärken sie sich sogar, lassen Sie das ärztlich abklären. Bei wiederholten Ohnmachtsanfällen oder Bluthochdruckanfällen, anhaltendem Herzrasen bzw. -stolpern oder rasch zunehmenden Atembeschwerden sollten Sie damit allerdings nicht zu lange warten.

  • „Dr. Google“ vs. „Morbus Google“

    Bei gesundheitlichen Beschwerden gehen viele Menschen im Internet auf die Suche nach möglichen Ursachen. Das Schlagwort „Dr. Google“ taucht in diesem Zusammenhang gern mal auf.

    Das Problem: Zu praktisch allen Symptomen werden Sie auf eine Liste von Krankheiten stoßen. Und: Die gefährlichsten Krankheiten erscheinen oft ganz oben in der Ergebnisliste. Bei diesen Erkrankungen sind weitere Symptome aufgeführt. Manche davon können Sie wahrscheinlich ausschließen, bei anderen kommen Sie unter Umständen ins Grübeln und dann kann es passieren, dass Sie diese Symptome in den folgenden Tagen tatsächlich spüren. Im schlechtesten Fall bleibt es nicht dabei, sich diese Symptome „einzubilden“, sondern wegen des Einflusses der Psyche auf den Körper entwickeln sich echte Störungen. Es gibt sogar ein Fachwort für dieses Phänomen: „Cyberchondrie“ oder „Morbus Google“.

    Also gar nicht nachsehen? Das wäre in der Tat eine empfehlenswerte Option. Sprechen Sie lieber mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Er oder sie wird gezielt nach weiteren Beschwerden fragen und – und das ist wichtig! – dabei Ihre Gesamtsituation inklusive Vorerkrankungen oder Risikofaktoren beachten.

    Fachportale oder fachlich unterstützte Portale

    Wenn Sie es partout nicht lassen können, im Internet nach den Ursachen Ihrer Beschwerden zu recherchieren, nutzen Sie fachlich abgesicherte Informationen für Laien wie z. B. Kardionet. Ausgesprochene Fachportale für Ärztinnen und Ärzte eignen sich kaum – sie sind oft schwer verständlich und in der Regel fehlen für Laien wichtige Informationen. Zu letzteren gehört zum Beispiel eine Aussage über die Häufigkeit einer Erkrankung und gegebenenfalls dazu, ab welchem Schweregrad überhaupt eine Behandlung nötig wird.

    Und auch hier gilt immer: Nur weil Sie ein oder mehr Symptome einer Krankheit verspüren, heißt das noch lange nicht, dass Sie diese Krankheit auch wirklich haben. Manche Symptomkomplexe ähneln sich, manchmal treffen verschiedene Ursachen so zusammen, dass sich ein verfälschendes Symptombild ergibt, und manchmal missversteht man als Laie auch einfach, was konkret mit diesem oder jenem Symptom gemeint ist.

    Keines dieser Portale – auch Kardionet nicht – ist als Ersatz für die Abklärung beim Arzt geeignet. Es kann immer nur ergänzende Informationen liefern oder Anhaltspunkte, was Sie in der Sprechstunde fragen sollten.

    Soziale Medien

    Richtig problematisch wird es, wenn Sie anhand von Symptomen oder Labordaten in sozialen Medien auf Ursachensuche gehen. Hier sind dann meistens Laien unterwegs, die bestenfalls aus ihren eigenen Erfahrungen heraus etwas sagen können. Da deren persönliche Situation sich aber immer von Ihrer unterscheidet, in der Regel wichtige Informationen fehlen und die Gesprächspartner keine Fachleute sind, kann es hier zu gravierenden Falschaussagen kommen. Von den oft kursierenden Mythen und „alternativen Wegen“ mal noch gar nicht zu reden.

    … und Selbsthilfegruppen?

    Selbsthilfegruppen sind ihrer Funktion nach etwas völlig anderes als die erwähnten Informationsplattformen. Hier treten Menschen in Kontakt, die nachweislich an einer bestimmten Krankheit leiden. Ihnen geht es nicht darum, Ursachen für Beschwerden zu finden, sondern sich darüber auszutauschen, wie man z. B. mit bestimmten Beschwerden umgehen oder wie man sich im Alltag das Leben erleichtern kann.

    Vorteile

    Das alles klingt, als wäre es ein großer Nachteil, sich über Krankheiten zu informieren. Das stimmt so nicht. Ein gewisser Überblick dazu und zu Gesundheitsthemen generell hilft auf zweifache Weise.

    Zum einem ist er in der Regel verbunden mit dem Wissen darüber, wie man Krankheiten vorbeugen kann. Vor allem individuelle Aspekte können Sie dann besser einschätzen, z. B. ob Sie spezielle Risiken haben, wegen denen Sie dieses oder jenes besonders gut im Auge behalten sollten.

    Zum anderen nimmt man Symptome und Warnzeichen besser wahr. Ein typisches Beispiel ist die Herzinsuffizienz: Je später im Leben sie auftritt, desto eher ist man geneigt, die sinkende Leistungsfähigkeit als Alterserscheinung abzutun. Auch die Zeichen für Herzinfarkt oder die Symptome von Schlaganfall sollten Sie kennen.

Fazit

Was immer Sie für Symptome spüren: Panik ist die schlechteste aller möglichen Reaktion. Sie erschwert nicht nur, dass man überlegt handelt, sie kann auch zusätzliche Probleme schaffen. Selbst bei den Notfällen, in den schnelles Handeln wichtig ist, ist Panik ein schlechter Ratgeber. Lassen Sie sich auch nicht von Schauergeschichten aus dem Bekanntenkreis oder dem Internet in Angst versetzen. Bleiben Sie so gelassen, wie es möglich ist. Denn meistens ist es gar nicht so schlimm, wie man fürchtet.