
Rheuma ist eine entzündliche Erkrankung, die auch die Blutgefäße anfälliger macht. © seb_ra / iStock
Risikogruppe: Rheuma-Patienten
Als Rheuma werden Schmerzen am Stütz- und Bewegungsapparat bezeichnet, die durch entzündliche Prozesse an Gelenken und Weichteilen ausgelöst werden. Diese Entzündungen können auch die Blutgefäße erfassen und zu Atherosklerose sowie in der Folge zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
Das Risiko eines Rheumapatienten, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, entspricht dem eines Patienten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beziehungsweise dem eines zehn Jahre älteren Patienten ohne Rheuma. Deshalb sollten Patienten mit rheumatoider Arthritis, ankylosierender Spondylitis (Morbus Bechterew) oder Psoriasis-Arthritis mindestens alle fünf Jahre zur Herz-Vorsorgeuntersuchung gehen, empfiehlt die „Europäischen Liga gegen rheumatische Erkrankungen“ (EULAR).
Warnsignale
Vor allem die Arterien, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen (Herzkranzgefäße), können von der Atherosklerose betroffen sein. „Liegt zusätzlich eine rheumatische Erkrankung vor, beschleunigt sich die Atherosklerose, Ablagerungen in den Gefäßen, Plaques genannt, drohen schneller aufzureißen und leiten Katastrophen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ein“, erklärt Prof. Dr. med. Udo Sechtem vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Diese Gefahr steigt insbesondere dann, wenn die Betroffenen zusätzlich erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin), Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht haben. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Rheuma-Patienten neue Symptome wahrnehmen: „Brustschmerzen oder Luftnot bei Belastung, die zuvor problemlos bewältigt wurden, sollte man ernst nehmen und umgehend den Arzt aufsuchen“, mahnt der Herzspezialist.
Vorsorge
Damit es gar nicht erst zu Herz- und Gefäßkomplikationen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bis hin zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche kommt, „muss der Vorsorge ein noch höherer Stellenwert als bislang eingeräumt werden“, betont der Stuttgarter Kardiologe. Die Vorsorge umfasst eine Laboruntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und der Gefäße, ebenso EKG und bildgebende Verfahren zur Feststellung von Durchblutungsstörungen des Herzens und Ablagerungen in den Gefäßen (CT, MRT). Auch bei größeren Umstellungen der Rheuma-Therapie wird geraten, das Herz- und Gefäßrisiko zu überprüfen.
Neben der medikamentösen Behandlung der entzündlichen Krankheitsaktivität und Einstellung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten ist ein gesunder Lebensstil von Bedeutung: Neben einer gesunden Ernährung und dem Verzicht auf das Rauchen ist die regelmäßige Bewegung von besonderer Bedeutung: „Das kann auch die regelmäßige Arbeit im Kleingarten sein, wenn man richtig aktiv ist. Oder man geht jeden Tag etwa 30 Minuten in flotterem Tempo spazieren“, erklärt Sechtem.