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Älteres Paar, das lachend im Bett liegt. Ein junges Herz haben – das ist nicht nur ein Ausdruck für Lebensfreude. © Brandon Roberts / Pixabay

Ein junges Herz haben – das ist nicht nur ein Ausdruck für Lebensfreude. © Brandon Roberts / Pixabay

Was sagt mir mein Herzalter?

Manche Menschen wirken mit 65 Jahren bereits wie Greise, andere sind mit Mitte 80 noch mopsfidel. Darum sprechen Fachleute oft vom biologischen Alter. Dieses richtet sich nicht nach der seit der Geburt verstrichenen Zeit, sondern bemisst sich quasi am Verschleiß. So können zu Beispiel bereits mit 50 Jahren die Blutgefäße eines Menschen so unelastisch sein, wie man es eigentlich erst bei einem 60-Jährigen erwarten würde. Andererseits können die Adern aber auch noch so gut funktionieren wie bei einem durchschnittlichen 40-Jährigen.

Was ist das Herzalter?

Die Organe altern meist nicht gleichmäßig schnell. Deshalb kann man neben dem biologischen Alter eines Menschen auch das biologische Alter seiner Organe bestimmen.

Das hat übrigens nichts damit zu tun, in welchem Rhythmus sich das Organ durch Abbau alter und Aufbau neuer Zellen erneuert. Die Leber zum Beispiel ist – was ihre Zellen angeht – alle drei Jahre einmal „runderneuert“. Die neuen Zellen übernehmen aber quasi viele Alterungsmerkmale von ihren Vorgängern und auch das Zusammenspiel der Zellen wird nicht wieder „wie neu“. Wenn sich die Bedingungen (z. B. Lebensstil, Umwelteinflüsse) nicht ändern, altert das Organ trotz der Zellregeneration weiter. Ändert man die Bedingungen, kann sich die Leber bis zu einem gewissen Grad durchaus verjüngen.

In mehr oder weniger ausgeprägtem Umfang trifft das auch auf andere Organe zu. Haut, Blut, sogar das Skelett bilden immer wieder neue Zellen, um abgestorbene Zellen zu ersetzen. Ohne diese Erneuerung würden z. B. Knochen nach einem Bruch nicht mehr zusammenwachsen können. Dabei ist die Regenerationskraft allerdings nicht unbegrenzt. Verbessert man z. B. die Pflege der Haut, kann sie sich durchaus erholen – so frisch wie im Kindesalter wird sie aber nicht mehr.

Ausgerechnet beim Herzen ist das aber anders: Es regeneriert sich fast gar nicht. Sterben hier Muskelzellen ab, bildet sich in erste Linie Narbengewebe. Auch wenn die Pumpkraft oder Dehnbarkeit aus anderen Gründen nachgelassen hat, ist das nicht oder nur in begrenztem Maß ohne medizinische Unterstützung rückgängig zu machen. Und selbst mit medizinischer Unterstützung sind die Möglichkeit (noch) sehr überschaubar.

Wie bestimmt man das Herzalter?

Das biologische Alter eines Organes könnte man theoretischen bestimmen, indem man alle Faktoren, die sich mit der Zeit ändern, bestimmt. Das wäre ein riesiger Aufwand mit zum Teil sehr anspruchsvollen Messmethoden.

In der Praxis beschränkt man sich deshalb auf wenige Größen. Bei Gelenken ist es z. B. der Verschleiß, bei Blutgefäßen taugt die Elastizität als Maß, beim Herzen die Pumpleistung. So eine „Altersbestimmung“ können allerdings nur Fachleute vornehmen, indem sie die entsprechenden Untersuchungen durchführen.

Im Internet und für Smartphones findet man viele Apps, die Laien versprechen, sie könnten ihr Herzalter bestimmen, indem sie einfach ein paar persönliche Daten eingeben. Hier wird der Umstand genutzt, dass aus zahlreichen wissenschaftlichen Studien bekannt ist, wie sich bestimmte Elemente des Lebensstils und Umweltfaktoren auf das Herz auswirken. So wird zum Beispiel der Body-Mass-Index berücksichtigt, ob und wie viel man raucht, wie viel Sport man treibt und wie die Blutzucker- und Cholesterinwerte aussehen.

Was nutzt mir die Angabe des Herzalters?

Das Herzalter ist keine Größe, die in der Medizin eine praktische Bedeutung hat. Es wird deshalb auch nicht ausdrücklich ermittelt. Zwar sagt gelegentlich ein Arzt oder eine Ärztin etwas wie: „Sie haben das Herz eines 40-Jährigen“, das ist aber in der Regel nur ein bildhafter Ausdruck dafür, dass das Herz top in Form ist.

Noch weniger Aussagekraft haben Ergebnisse der Tests, die im Internet angeboten werden. Egal, wie sorgfältig sie wissenschaftlich fundierte Zusammenhänge berücksichtigen: Weder können zusätzliche Faktoren wie Vorerkrankungen (z. B. eine durchgemachte Herzmuskelentzündung) berücksichtigt werden, noch fragen die Tests die Vorgeschichte ab. Wenn Sie zum Beispiel erst seit einem Jahr regelmäßig sportlich aktiv sind, gehen viele Tests davon aus, dass Sie schon immer ähnlich aktiv waren.

Das heißt: Ein Herzalter, das deutlich unter Ihrem kalendarischen Alter liegt, ist zwar erfreulich, aber kein zuverlässiges Zeichen für bleibende Herzgesundheit. Ein deutlich höheres Herzalter ist umgekehrt auch kein Grund für Panik. Als Anlass, sich mehr um sein Herz zu kümmern, taugt es aber allemal.

Gibt es so etwas wie Anti-Aging fürs Herz?

Um das Herz jung – also leistungsfähig – zu erhalten, muss man „nur“ gesund leben. Das heißt: genügend Bewegung, gesunde Ernährung mit an den Bedarf angepasstem Kaloriengehalt, ein ausgewogenes Stress-Entspannungs-Verhältnis sowie Verzicht auf schädliche Stoffe (z. B. Rauchen, Alkohol).

Am besten beginnt man mit der gesunden Lebensweise so früh wie möglich, aber auch wenn man erst später ungute Gewohnheiten ablegt, lässt sich gesunde Lebenszeit gewinnen. Man kann das Herz auf diese Weise meist entlasten oder bis zu einem gewissen Grad durch Training kräftigen. Es viel jünger zu machen, ist aber (noch) nicht möglich.

Also: Achten Sie auf Ihr Herz! In jedem Alter.