
Die Aggregate werden links oder rechts unterhalb des Schlüsselbeins implantiert. © lom123 / fotolia
Implantierbare Therapiegeräte fürs Herz – welche Arten gibt es?
Sie bekommen einen Herzschrittmacher? Oder war es ein ICD? Wenn in der Sprechstunde vom Kardiologen die Fachbegriffe fallen, ist man als Laie schnell überfordert. Wir zeigen hier eine kurze Übersicht über die verschiedenen Geräte und erklären Ihnen die wesentlichen Unterschiede.
- Bau des Herzens
Bau des Herzens. © dpmed Der Herzmuskel bildet zwei Vorhöfe und zwei Herzkammern, die das Blut in den Körper beziehungsweise in die Lunge pumpen. Der wichtigste Taktgeber für den Herzschlag ist der Sinusknoten, der körpereigene elektrische Impulse erzeugt. Mehr zum Bau und zur Funktionsweise des Herzens finden Sie in unserer Rubrik Basiswissen.
Typen von Schrittmachern
Je nachdem, welche Unterstützung Ihr Herz braucht, regen die Therapiegeräte unterschiedliche Bereiche des Herzmuskels elektrisch an. Dazu werden ein bis drei dünne „Kabel“ (Elektroden) vom batteriebetriebenen Gerät über die obere Hohlvene ins Herz geführt oder in einer seitlichen Herzvene am Herz platziert.
Das Gerät hat je nach zu behandelnder Erkrankung verschiedene Funktionen.
Grundsätzlich gibt es vier Geräte-Typen. Sie unterscheiden sich darin, welche Herzhälfte durch die Elektroden stimuliert wird und ob eine Defibrillator-Funktion integriert ist.
Nur rechte Herzseite | Beide Seiten | |
---|---|---|
Ohne Defibrillator | Herzschrittmacher | CRT = CRT-P |
Mit Defibrillator | ICD | CRT-D |
- Herzschrittmacher: Ein- und Zweikammer-Schrittmacher
Zweikammer-Schrittmacher – Die Einheit aus Konnektor und Generator wird auch als Aggregat bezeichnet. © dpmed Einkammer-Schrittmacher – Die Elektrode führt in die rechte Herzkammer oder in den rechten Vorhof. © dpmed Herzschrittmacher kommen bei zu langsamem Herzschlag (Bradykardie) zum Einsatz. Es gibt Versionen mit einer und mit zwei Elektroden, die die rechte Herzkammer und/oder den rechten Vorhof stimulieren, je nachdem, ob nur der AV-Knoten in der rechten Herzkammer für die Bradykardie verantwortlich ist oder auch der Sinusknoten im rechten Vorhof. Über die Elektroden wird der Herzschlag überwacht und im Fall einer Bradykardie der Herzmuskel an diesen Stellen stimuliert. Die Reizweiterleitung im Herzen sorgt dann dafür, dass sich ein ausreichend schneller Herzschlag einstellt.
Mehr über Herzschrittmacher finden Sie in unserer Rubrik „Behandlungsverfahren“.
- Resynchronisationsschrittmacher: Dreikammer-Schrittmacher
CRT mit drei Elektroden. © dpmed Bei Herzschwäche kann es dazu kommen, dass das Zusammenspiel der Herzmuskeln nicht mehr funktioniert und deshalb die Pumpleistung des Herzens abnimmt. In diesen Fällen kann eine kardiale Resynchronisationstherapie (Cardiac Resynchronization Therapy, CRT) die Bewegung der Muskeln synchronisieren.
Dazu werden nicht nur zwei Elektroden in die rechte Herzhälfte verlegt wie bei einem Zweikammer-Schrittmacher, sondern auch eine dritte über ein Gefäß außen an die linke Herzkammer geführt. Kommt es zu ungleichmäßigen Kontraktionen, können so rechte und linke Herzkammer im selben Rhythmus stimuliert und damit wieder in Einklang gebracht werden.
Mehr zur kardialen Resynchronisationstherapie finden Sie in unserer Rubrik „Behandlungsverfahren“.
- ICD – implantierbarer Defibrillator
Beim Risiko eines lebensbedrohlich zu schnellen Herzschlags (Tachykardie) wird ein implantierbarer Defibrillator, auch ICD genannt, eingesetzt, um den plötzlichen Herztod zu verhindern. Betroffen sind vor allem Patienten mit erheblicher Herzschwäche (Herzinsuffizienz); aber auch spezielle Erkrankungen des Herzmuskels oder Probleme mit der Reizbildung im Herzen können zu Kammerflimmern und plötzlichem Herztod führen und ein ICD-Gerät notwendig machen.
ICD-Geräte stimulieren ähnlich wie Herzschrittmacher die rechte Seite des Herzens. Es gibt auch hier Ein- und Zweikammer-Versionen. Zusätzlich erfolgt eine ständige Überwachung des Herzrhythmus im Hinblick auf einen zu schnellen Herzschlag. Registriert das Gerät eine Beschleunigung, die ihren Ursprung in der Herzkammer hat (ventrikuläre Tachykardie), so werden regulierende Impulse abgegeben. Reichen die nicht aus, um den Rhythmus zu normalisieren, kann ein sehr energiereicher Defibrillations-Schock die Störung beseitigen.
Gelegentlich erhalten Patienten eine Variante des ICD, die direkt unter der Haut eingesetzt wird: den subkutan implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (S-ICD). Hierbei bleiben Herz und Venensystem unberührt, Elektroden im Herzen sind also nicht notwendig.
Mehr über ICDs finden Sie in unserer Rubrik „Behandlungsverfahren“.
Ein ICD ist eine Kombination aus einem Ein- oder Zweikammer-Schrittmacher mit einem Defibrillator. © dpmed - CRT-D – CRT mit Defibrillator
Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz leiden oft auch an einem gestörten Tempo des Herzschlages. Handelt es sich hierbei um eine bestimmte Form von Herzrasen (ventrikuläre Tachykardie), das in einigen Fällen auch in das lebensgefährliche Kammerflimmern übergehen kann, kann bei geeigneten Patienten ein CRT-D-Gerät eingesetzt werden. Dabei wird ein CRT-Gerät mit einem ICD kombiniert, das heißt, genau wie beim CRT werden rechte und linke Herzkammer sowie der rechte Vorhof mit Elektroden stimuliert. Zusätzlich wird der Herzrhythmus überwacht. Droht bei starker Beschleunigung des Herzschlages ein Kammerflimmern und damit der plötzliche Herztod, wird ein Elektroschock (Defibrillation) ausgelöst.
Mehr zu CRT-D finden Sie in unserer Rubrik „Behandlungsverfahren“.
Die Vielfalt liegt im Detail
Die rasante technische Entwicklung erlaubt heute eine Vielzahl von implantierbaren Therapiesystemen, die für spezielle Anforderungen optimiert sind. Möglich sind unter anderem ergänzende Sensoren wie ein Atemfrequenzsensor, der nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe) erkennt, oder Sensoren, die ermitteln, wie aktiv der Patient gerade ist (z. B. bei Sportlern), und die das Gerät bei der Regulierung der Herzfrequenz darauf einstellen.
Ganz neu sind Herzschrittmacher ohne Elektroden. Sie sind so klein, dass sie direkt im Herzen platziert werden können.