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EKG-Streifen. Anhand eines EKGs können unter anderem der Puls und die Herzvariabilität bestimmt werden. © Dirk Kruse / pixelio

Anhand eines EKGs können unter anderem der Puls und die Herzvariabilität bestimmt werden. Eine verminderte Herzvariabilität tritt bei verschiedenen kardiovaskulären und neurologischen Erkrankungen auf. © Dirk Kruse / pixelio

Herzvariabilität

„Ich bin doch keine Maschine …“, sang Tim Bendzko in seinem Lied „Keine Maschine“. Damit landete er nicht nur in den deutschen Charts, sondern seine Aussage lässt sich auch auf unseren Körper, in diesem Fall unser Herz, übertragen. Es schlägt nicht rund um die Uhr gleich schnell, sondern passt sich an, je nachdem, was wir tun und wie wir uns fühlen. Und nicht nur die Anzahl der Herzschläge pro Minute (Puls), sondern auch die Dauer zwischen den einzelnen Herzschlägen ist selten genau gleich, auch wenn wir unseren Herzschlag als rhythmisch und gleichmäßig empfinden (Herzvariabilität).

Puls und Herzvariabilität – was ist was?

Der Puls, auch als Herzfrequenz bezeichnet, gibt an, wie häufig das Herz pro Minute schlägt, und damit auch, wie viel Blut pro Minute in unseren Kreislauf gepumpt wird.

Der Puls ist kein fester Wert, sondern kann schwanken. Sind wir körperlich gefordert, zum Beispiel beim Sport, oder fühlen uns gestresst, beispielsweise bei einem Vorstellungsgespräch, steigt unser Puls. Sind wir hingegen entspannt, sinkt die Herzfrequenz wieder auf das Ausgangsniveau, den Ruhepuls.

Insbesondere nachts kann der Puls noch weiter sinken. Doch auch bestimmte Erkrankungen können den Puls beeinflussen, zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Hormonstörungen und Infekte.

Durch die Herzvariabilität kann man sich den Herzschlag noch etwas genauer anschauen. Dabei wird jeweils der exakte Abstand zwischen zwei Herzschlägen ermittelt und mit den Abständen zwischen weiteren Herzschlägen verglichen.

Wichtiges rund um den Puls

Der Puls zählt zu den sogenannten Vitalparametern und wird bei nahezu jeder körperlichen Untersuchung erhoben. Die Herzfrequenz unterliegt ständigen Schwankungen, um unseren Körper bestmöglich an verschiedene (fordernde oder entspannte) Situation anpassen zu können. Abweichungen vom Ruhepuls sind meist ganz normal, können aber auch Hinweise auf verschiedene Krankheiten sein.

  • Ruhepuls

    Der Ruhepuls gibt an, wie oft das Herz schlägt, wenn wir körperlich und geistig entspannt sind, zum Beispiel, wenn wir auf der Couch liegen oder bei einem gemütlichen Abendessen sitzen. In Ruhe schlägt das Herz bei einem gesunden Menschen etwa zwischen 60- und 100-mal pro Minute (Ruhepuls).

  • Hoher Puls

    Ab einer Herzfrequenz von über 100 Schlägen pro Minute spricht man von einem hohen Puls. Ein Zeichen eines hohen Pulses ist beispielsweise Herzrasen.

    In den meisten Fällen ist ein hoher Puls eine natürliche Reaktion des Körpers auf Belastung, Anstrengung oder Stress und nicht Zeichen einer Erkrankung. Ein hoher Puls kann verschiedene Ursachen haben.

    „Natürliche“ Ursachen sind zum Beispiel:

    • Sport und körperliche Anstrengung
    • Stress, Aufregung oder emotionale Belastung, z. B. Angst

    Erkrankungen, die mit einem zu hohen Puls einhergehen können:

    • Während und nach Infekten, Fieber
    • Herzrhythmusstörungen, z. B. Vorhofflimmern, Extrasystolen, ventrikuläre Tachykardie
    • Hormonstörungen, z. B. Schilddrüsenüberfunktion
    • Blutarmut (Anämie)

    Wenn die Belastung bzw. der Stress nachlässt, geht die Herzfrequenz in der Regel wieder in den Bereich des Ruhepulses zurück. Ist der Puls aufgrund einer Erkrankung erhöht, ist es möglich, dass die Herzfrequenz anhaltend erhöht ist und nicht auf den Ruhepuls abfällt, solange die Ursache nicht behandelt wurde.

    Auf lange Sicht kann ein zu hoher Puls das Herz schädigen.

  • Niedriger Puls

    Ein niedriger Puls ist definiert als eine Herzfrequenz von weniger als 60 Schlägen pro Minute. Zeichen eines niedrigen Pulses sind beispielsweise Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Schwindel, Stürze und Bewusstlosigkeit.

    Bei Sportlern und gut trainierten Menschen liegt der Ruhepuls unter Umständen unter 60 Schlägen pro Minute, da der Herzmuskel stärker ist und mit jedem Schlag mehr Blut gepumpt wird. In diesen Fällen hat der niedrige Puls keine besondere Bedeutung

    Ein niedriger Puls kann aber auch Zeichen einer Erkrankung sein, zum Beispiel von

    Auch Medikamente, z. B. Betablocker, können zu einem niedrigen Puls führen.

  • Diagnostik und Therapie

    Als erster Schritt sollten bei Verdacht auf einen zu hohen oder zu niedrigen Puls ein ärztliches Gespräch und eine gründliche körperliche Untersuchung stattfinden.

    Wenn eine Erkrankung vermutet wird, können weitere Untersuchungen angebracht sein, wie

    Ob und – falls ja – welche Therapie erfolgen sollte, kann nicht pauschal gesagt werden, sondern muss immer individuell entschieden werden.

Wichtiges rund um die Herzvariabilität

Die Herzvariabilität wird in der ärztlichen Untersuchung nicht standardmäßig, sondern nur bei bestimmten Fragestellungen ermittelt. Sie spiegelt in erster Linie die Aktivität unseres Nervensystems wieder, wird aber durch weitere Faktoren wie Alter und Geschlecht, Trainingszustand und Atmung sowie durch bestimmte Medikamente beeinflusst. Auch unsere psychische Verfassung und manche Erkrankungen haben einen Einfluss die Herzvariabilität.

Eine hohe Herzvariabilität gilt als positives Zeichen für die Gesundheit eines Menschen.

  • Welche Herzvariabilität ist normal?

    Da die Herzvariabilität durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren bestimmt wird, kann kein allgemeingültiger Normalwert angegeben werden.

  • Hohe und niedrige Herzvariabilität

    Generell gilt, dass eine hohe Herzvariabilität eher ein Zeichen für eine gute Gesundheit ist. Eine niedrige Herzvariabilität kann hingegen bei einigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen auftreten.

  • Was tun bei veränderter Herzvariabilität?

    Grundsätzlich ist die Herzvariabilität ein recht spezieller Wert, der nur bei bestimmten medizinischen Fragestellungen ermittelt wird. Eine gezielte Behandlung der Herzvariabilität erfolgt aktuell nicht. Falls möglich wird aber die zugrundeliegende Erkrankung therapiert.

  • Einsatz der Herzvariabilität

    In der Kardiologie wird mithilfe der Herzvariabilität das Risiko eines plötzlichen Herztodes nach stattgehabtem Herzinfarkt abgeschätzt, sie wird außerdem in der Kipptischuntersuchung angewandt.

    Die Herzvariabilität dient aber nicht nur zur Bewertung der Herzgesundheit, sondern kann zum Beispiel auch in der neurologischen Diagnostik und in der Sportmedizin zum Einsatz kommen. Hier werden anhand der Herzvariabilität Trainingszustand und -erfolg untersucht.