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Strichmännchen steigt eine Treppe hoch. Endlich wieder Treppen steigen können. © lefebvre_jonathan / fotolia

Endlich wieder Treppen steigen können. © lefebvre_jonathan / fotolia

Herzvorsorge – was ist das?

Die Herzvorsorge betrifft nicht nur das Herz selbst, sondern auch alle Gefäße, durch die sauerstoff- und nährstoffreiches Blut zu den Geweben transportiert wird und solche, die Blut zum Herzen zurückführen. Sind diese krank, kann auch das Herz nicht mehr ordentlich funktionieren.

Was macht mein Herz krank und welche Untersuchungen und Maßnahmen gibt es, damit mein Herz so gesund wie möglich bleibt?

  • Mit Atherosklerose fängt es an

    Die Atherosklerose ist eine schleichende Schädigung der Blutgefäße, die umgangssprachlich als Arterienverkalkung bezeichnet wird. Prinzipiell können alle Arterien im Körper von Atherosklerose betroffen sein. Am häufigsten tritt sie an den Herzkranzgefäßen, den Hirngefäßen und den Hals- und Beinarterien auf.

    Sind die Arterien durch Atherosklerose schließlich so verengte und geschädigt, dass ein ausreichender Blutfluss nicht mehr stattfinden kann, kann es z. B. zu einem Herzinfarkt (durch verengte Herzkranzgefäße) oder einem Schlaganfall (bei verengter Halsschlagader) kommen.

    Wie merke ich, dass ich an Atherosklerose leide, bevor es zu spät ist?

  • Warnsignal Durchblutungsstörung

    Verschiedene Durchblutungsstörungen können auf eine Atherosklerose hinweisen.

    Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist z. B. eine Durchblutungsstörung, die vor allem Beine und auch Arme betrifft. Sie verläuft bei einer Vielzahl von Patienten lange ohne Symptome, das heißt, die Gefäße sind geschädigt, ohne dass der Erkrankte es bemerkt. Erst im weiteren Verlauf treten Schmerzen in den Waden auf und längere Strecken können nicht mehr schmerzfrei gegangen werden. Der Schmerz zwingt den Betroffenen zum Pausieren, bevor er weiterlaufen kann.

    Vielleicht haben Sie daher schon einmal den Ausdruck „Schaufensterkrankheit“ gehört. Die pAVK ist jedoch alles andere als harmlos: Sie ist eine Folge der Atherosklerose.

    Heute gilt pAVK zu Recht als Risikoerkrankung, die die Wahrscheinlichkeit für ein Herz-Kreislauf-Ereignis wie beispielsweise einen Herzinfarkt oder Schlaganfall in die Höhe schnellen lässt. Warum? PAVK tritt selten alleine auf, sondern meist sind auch andere Gefäße von Atherosklerose betroffen. Die medizinische Statistik zeigt, dass an pAVK Erkrankte 3-mal häufiger einen Herzinfarkt erleiden als gleichaltrige Gesunde. Nehmen Sie dieses Warnsignal ernst!

  • So können Sie der pAVK vorbeugen

    Es sind vor allem diese vier Risikofaktoren, die eine pAVK begünstigen: Rauchen, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und Diabetes. Im Anfangsstadium lässt sich pAVK durch das Vermindern dieser Risikofaktoren erfolgreich verlangsamen.

    Sie selbst können maßgeblich dazu beitragen, Ihre Gefäße gesund zu halten, indem Sie auf das Rauchen verzichten oder es zumindest weitmöglichst einschränken und Ihren Blutdruck und Ihre Cholesterinwerte regelmäßig überprüfen und ggf. behandeln lassen.

    Haben Sie hohen Blutzucker? Wenn abnehmen, sich viel bewegen und gesund essen nicht ausreichen, um Ihre erhöhten Blutzuckerwerte in den Griff zu bekommen, kann der Arzt Medikamente verschreiben, um den Blutzucker zu senken.

    Die Präventivbehandlung bei pAVK ist identisch mit der Vorbeugung von Verengungen der Herzkranzgefäße und der Halsschlagadern (Carotisstenose), denn auch diesen Durchblutungsstörungen liegt die gleiche Art von Gefäßschädigung zugrunde.

  • Untersuchungen zur Herzvorsorge

    Regelmäßige körperliche Untersuchungen, Kontrollen von Blutdruck und Blutwerten sowie ein Blutzuckertest und ggf. Behandlung sind die Grundpfeiler der Herzvorsorge.

    Bei Verdacht auf pAVK wird der Blutdruck am Arm und am Knöchel gemessen und die beiden Werte miteinander verglichen. Ein Wert von 0,9 oder weniger weist auf eine pAVK hin. Dieser sogenannte Knöchel-Arm-Index eignet sich auch zum Nachweis einer asymptomatischen pAVK. Mit einem Gehtest kann die maximal mögliche Gehstrecke ermittelt werden, die der Patient zurücklegen kann, bevor ihn Schmerzen zum Stehenbleiben zwingen. Weitere Untersuchungen können sich anschließen, wie zum Beispiel ein Duplex-Ultraschall, eine CT-Angiographie oder eine MRT-Angiographie, um das Ausmaß der Verengung festzustellen. 

  • Behandlung von Atherosklerose

    Rauchentwöhnung, gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung haben einen hohen Stellenwert in der Behandlung von Atherosklerose, die der pAVK zugrunde liegt.

    Die aktuellen Behandlungsrichtlinien der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft empfehlen außerdem eine medikamentöse Behandlung mit Statinen für alle Patienten mit peripherer Arterienerkrankung und ggf. Cholesterinsenker, falls die LDL-C Werte über 70 mg/dL liegen. Patienten mit einem Blutdruck über 140/90 mmHg sollten mit blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt werden. Bei Diabetikern wird eine strenge Regulierung des Blutzuckerspiegels empfohlen.

  • Behandlung von pAVK

    Wenn Patienten schon Symptome einer pAVK verspüren, wird empfohlen, zusätzlich Plättchenhemmer zur Sekundärprävention einzusetzen.

    Ein konsequentes Gehtraining unter therapeutischer Anleitung verbessert in den meisten Fällen die Strecke, die ein pAVK-Patient schmerzfrei zurücklegen kann. In ausgeprägten Fällen von pAVK kann eine Operation die aufgrund der Gefäßverengung unterversorgten Gliedmaßen retten und so z. B. eine Amputation bei pAVK der Beine verhindern.

  • Stent bei pAVK – endlich wieder freie Bahn

    Bei 4 von 5 Patienten mit symptomatischer pAVK ist die Kniekehlenarterie so verengt, dass der Unterschenkel nicht ausreichend mit Blut versorgt werden kann. Je nach Krankheitsstadium bereitet das Gehen Schmerzen oder ist unmöglich. Außerdem verheilen Wunden an Unterschenkel und Füßen schlecht bis gar nicht. Im schlimmsten Fall sterben Zehen, der Fuß oder der ganze Unterschenkel ab.

    Ein Bypass aus körpereigenem Gefäßmaterial kann den Blutfluss wiederherstellen. Ist nur ein kurzer Abschnitt der Kniekehlenarterie verengt oder ein Bypass nicht möglich, kann die Engstelle mit Hilfe eines Katheters aufgedehnt werden. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff wird das verengte Gefäß von innen vorsichtig aufgedehnt. Falls dies nicht ausreicht, kann die Arterie anschließend mit einem Stent dauerhaft offengehalten werden.

    Diese Prozedur bringt sofortige Besserung der Symptome, da Unterschenkel und Fuß nun wieder besser mit Blut versorgt werden können. Eine lebenslange Nachsorge und eine gesunde Lebensführung sorgen anschließend auch langfristig für eine bestmögliche Herz-Kreislauf-Gesundheit.

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  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. Corinna Powell​​​​​​​

    Erstellt: 27.01.2022

    Literatur:

    • 2016 European Guidelines on Cardiovascular Disease Prevention in Clinical Practice. European Heart Journal 2016;37:2315-2381
    • 2017 ESC Guidelines on the Diagnosis and Treatment of Peripheral Arterial Disease, in collaboration with the European Society for Vascular Surgery (ESVS) Eur J Vasc Endovasc Surg (2017) 1-64

    Bildnachweise:

    • Titelbild © lefebvre_jonathan / fotolia.com
    • Illustration Stenteinlage auf Basis eines Bildes von © turhanerbas / fotolia.com