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Viele verschiedene Tabletten. Warum gibt es so viele Blutdruckmedikamente? © Steve Buissinne / Pixabay

Warum gibt es so viele Blutdruckmedikamente? © Steve Buissinne / Pixabay

Blutdruckmedikamente

Bluthochdruck ist ein weit verbreitetes Problem. In Deutschland haben dreiviertel der Menschen im Alter zwischen 70 und 79 Hypertonie. Es betrifft aber längst nicht mehr nur Senioren. So haben zum Beispiel auch etwa 40 % der Männer zwischen 40 und 49 Jahren und 16 % der Frauen dieser Altersgruppe Bluthochdruck. Sehr viele dieser Menschen bekommen den Blutdruck nicht durch eine Lebensstiländerung in den Griff – dann helfen Medikamente.

    • Warum gibt es so viele Blutdruckmedikamente?

      Der Blutdruck wird durch vier physikalische Faktoren bestimmt:

      • Wie kräftig pumpt das Herz?
      • Wie viel Blut befindet sich im Kreislaufsystem?
      • Wie elastisch sind die Arterien?
      • Wie eng sind die Arterien?

      Jede einzelne dieser Faktoren wiederum hängt von verschiedenen Einflüssen ab. Die Menge des Blutes zum Beispiel wird durch den Wassergehalt bestimmt, dieser hängt von der Tätigkeit der Nieren ab, welche ihrerseits durch verschiedene Botenstoffe reguliert wird und/oder durch Funktionsstörungen der Nieren beeinträchtigt sein kann. Auch die Weite der Arterien reguliert der Körper auf verschiedenen Wegen. Mehr dazu finden Sie hier.

      Im Endeffekt gibt es also eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten für Blutdruckmedikamente. Wenn man dann noch dazurechnet, dass es für jeden Ansatzpunkt oft verschiedene Wirkstoffe gibt, wird die Vielzahl der Medikamente erklärlich.

    • Welche Blutdruckmedikamente gibt es?

      Trotz der vielen einzelnen Medikamente gibt es immer wieder typische Wirkungsweisen, sodass man Gruppen von Blutdruckmitteln bestimmen kann. Am häufigsten eingesetzt werden

      • ACE-Hemmer
      • Betablocker
      • Diuretika
      • Kalziumantagonisten
      • Sartane (Angiotensin-Antagonisten)

      Dazu kommen Kombipräparate, die in der Regel zwei Wirkstoffe aus jeweils verschiedenen Gruppen in einem Medikament vereinen.

    • Welche Antihypertonika sind die besten?

      Es gibt bei dieser großen Auswahl nicht „das beste Bluthochdruckmedikament“ schlechthin, sehr wohl aber das oder die besten Mittel für den konkreten Betroffenen. Betablocker zum Beispiel sind für Menschen mit Asthma, sportlich Aktive und Patienten mit ohnehin langsamem Herzschlag nicht so gut geeignet. Der Arzt bzw. die Ärztin kann so bereits im Vorfeld bestimmte Medikamente ausschließen.

      Auch durch das Auftreten von Nebenwirkungen erweisen sich manche Tabletten für den Einzelnen als nicht empfehlenswert. Unter Umständen muss man – immer mit ärztlicher Begleitung! – ein paar Alternativen durchprobieren, ehe man das oder die besten Präparate gefunden hat.

      Wichtig ist dabei, dass man möglichst ohne negative Erwartungen an die Sache herangeht, sonst sitzt man womöglich dem Nocebo-Effekt auf. Manchmal treten Nebenwirkungen auch nur anfangs auf und lassen mit der Zeit nach.

      Umgekehrt dauert es bei den meisten Blutdruckmedikamente drei bis vier Wochen, ehe sie ihre volle Wirkung entfalten. Wenn also nach ein paar Tagen noch keine deutliche Blutdrucksenkung zu beobachten ist, heißt das nicht zwangsläufig, dass das Mittel nicht anschlägt.

    • Kombiprärate zur Blutdrucksenkung

      Viel hilft viel? Ja und nein. Es ist zwar richtig, dass eine höhere Dosis eines Wirkstoffes zu einer stärken Blutdrucksenkung führt, aber das funktioniert oft nur bis zu einer gewissen Grenze. Danach steigt die Wirkung nicht mehr wesentlich und/oder die überproportionale Zunahme der Nebenwirkungen wiegt den Vorteil auf.

      Auch darum werden Wirkstoffe oft kombiniert. Jeder für sich trägt dann seinen Teil zur Blutdrucksenkung bei. Das hat auch schon bei mittelschwerer Hypertonie, die eigentlich mit einem Monopräparat behandelbar wäre, einen Vorteil: Jeder der kombinierten Wirkstoffe kann in kleinerer Dosis verabreicht werden, was das Risiko für Nebenwirkungen senkt.

      Es gibt sogar Synergie-Effekte. So haben Forscher eine Pille getestet, die vier Wirkstoffe mit je einem Viertel der Standarddosis enthielt. Die Wirkung war besser als bei der Monotherapie mit einem Medikament in Standarddosis.

    • Nebenwirkungen bei Blutdruckmedikamenten

      Am Anfang der Therapie fühlen sich viele Patienten müde und schlapp. Der Körper muss sich erst an den niedrigeren Blutdruck gewöhnen, dann verschwinden diese Symptome auch wieder.

      Andere Nebenwirkungen können bleiben oder sich einstellen. Was genau das sein kann, hängt vom konkreten Medikament ab. ACE-Hemmer z. B. haben Husten als häufige Nebenwirkung, bei Amlodipin sind es Wassereinlagerungen an den Knöcheln.

      Wenn Sie etwas Störendes bemerken, ist es hilfreich, auf dem Beipackzettel nach den dort gelisteten Nebenwirkungen zu schauen. Steht Ihr Symptom nicht drin, ist das Medikament wahrscheinlich gar nicht die Ursache des Problems und Sie sollten an anderer Stelle nach einer Lösung suchen.

      Was tun bei Nebenwirkungen?

      Setzen Sie niemals Blutdrucksenker ohne Rücksprache mit dem Arzt ab! Es kann passieren, dass der Blutdruck dann nicht nur auf das vorherige hohe Maß steigt, sondern regelrecht überschießt. So eine hypertensive Krise ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der – wenn er nicht schnell genug behandelt wird – zu Organschäden führen kann.

      Wenn Sie unter Nebenwirkungen leiden, sprechen Sie das Problem beim nächsten Arzttermin an. Bei der Vielzahl der Präparate ist es meistens möglich, auf ein anderes Medikament umzustellen. Sind die Beschwerden nur gering, kann Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin vielleicht auch Tipps geben, wie Sie gegensteuern können.

    • „Alternative“ Blutdrucksenker

      Bluthochdruck hängt in den meisten Fällen eng mit der Lebensweise und Ernährung zusammen. Zudem gibt es schier unendlich viele Einflussfaktoren. In so einem Bereich tummeln sich Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln und „alternativen Heilmitteln“. Derzeit werden vor allem Hanföl und Arginin als effektive Blutdrucksenker angepriesen, auch Knoblauch steht schon lange im Ruf, einen gesunden Blutdruck zu unterstützen.

      Wirken diese Präparate?

      Es ist nicht auszuschließen, dass diese Mittel im konkreten Fall eine Wirkung zeigen. Die Wahrscheinlichkeit liegt aber in der Regel – wenn überhaupt – nur unwesentlich über der bei Placebos. Und es ist nicht auszuschließen, dass ein verwendetes Mittel etwas enthält, das dem speziellen Benutzer eher schadet. Vor allem Menschen mit Nierenproblemen können da leicht in eine Falle tappen. Eventuell kommt es auch zu Wechselwirkungen mit Medikamenten, die man einnehmen muss.

      Also: Sprechen Sie vor der Einnahme mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin! Bringen Sie gegebenenfalls die Inhaltsangaben des Präparates, das Sie nehmen wollen, mit in die Sprechstunde. Überwachen Sie – vor allem am Anfang – Ihren Blutdruck engmaschig, um Probleme rasch zu erkennen. Und achten Sie auch bei „alternativen Heilmitteln“ auf die Dosierungsanweisungen; ein Zuviel kann auch hier zu unerwünschten Effekten führen.