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Nordic Walking – gut für Herz und Seele. © Mario Ohibsky / Pixabay

Nordic Walking – gut für Herz und Seele. © Mario Ohibsky / Pixabay

Herzschwäche – Schonen oder sich bewegen?

Viele Menschen gegen davon aus, dass man sich bei einer chronischen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) unbedingt schonen muss. Kardionet sprach über dieses Thema mit Dr. med. Patrick Neumann-Schniedewind, Internist und Kardiologe aus München.

Patienten mit Herzschwäche bekommen bei körperlicher Belastung leicht Atemnot. Heißt das, sie sollten körperliche Bewegung am besten vermeiden?

Falls kein akutes Geschehen vorliegt, das eine umgehende Behandlung benötigt, und die Freigabe zur sportlichen Betätigung durch einen Arzt erfolgt ist, sollten Patienten unbedingt körperliche Bewegung beibehalten und ausbauen. Damit und durch Behandlung von Risikofaktoren (Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Rauchen, Übergewicht, Fettwerte etc.) kann die Prognose der Herzschwäche, und damit die Atemnot, verbessert werden.

Warum sollten sich Patienten mit Herzinsuffizienz regelmäßig bewegen?

Regelmäßiges Training führt einerseits zur Verbesserung der Durchblutung und Sauerstoffversorgung mit Bildung sogenannter Kollaterale, Umgehungskreisläufen, bei z. B. Herzinfarktpatienten, andererseits zum Aufbau der Muskulatur. Hiervon profitieren alle Patienten hinsichtlich ihrer Symptome, wie Atemnot und Erschöpfungszustände, aber auch bezüglich der Gemütslage.

Was ist Ihrer Meinung nach das beste Training für die Patienten?

Je nach Schweregrad der Herzinsuffizienz richtet sich die Trainingsintensität. Patienten mit leicht eingeschränkter Herzfunktion sollten sich auf regelmäßige Ausdaueraktivitäten konzentrieren (z. B. Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen). Patienten mit mittel- bis hochgradig eingeschränkter Herzfunktion sollten sich, nach „ärztlicher Freigabe“ z. B. mittels Ergometrie, am besten einer Herzsportgruppe anschließen, um unter fachlicher Anleitung den Muskelaufbau und die Kondition vorsichtig, aber sukzessiv zu steigern. Bei Patienten mit Atemnot in Ruhe muss vordringlich die Herzinsuffizienz zunächst stabilisiert werden.

Kann Treppensteigen als Trainingsmethode gezielten Ausdauersport ersetzen?

Treppensteigen führt an sich, bei gleichmäßigem und der Anstrengung angepasstem Vorgehen, zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit. Es sollte aber nur ergänzend zu einem Ausdauersport gesehen werden. Starke und plötzliche Anstrengungen, wie zum Beispiel Krafttraining (Liegestütze oder Gewichtheben) oder allzu schnelles Treppensteigen, sollten vermieden werden.

Was macht das Treppensteigen für Patienten mit Herzinsuffizienz so beschwerlich?

Bei schlechterer Leistungsfähigkeit des Herzens ist Treppensteigen aufgrund der Steigung überproportional anstrengender als das Gehen auf gerader Strecke. Es kommt zu Beschwerden wie Atemnot und hohem Puls. Hinzu kommt, dass eine Pause mit Sitzen mitten auf der Treppe schwieriger ist, wodurch der Patient gezwungen wird, weiter „durchzuhalten“. Auch die Sturzgefahr erhöht sich.

Würden Sie Patienten mit Herzinsuffizienz empfehlen, in ihrer Wohnung einen Treppenlift aufstellen zu lassen?

Solange der Patient die Fähigkeit besitzt, Treppen ohne Probleme zu steigen, sollte er oder sie dies als alltägliches Training ansehen. Wenn ein Treppensteigen für den Patienten nicht mehr oder nur unter Anstrengung möglich ist, die finanziellen Mittel vorhanden sind und eine Nutzung der oberen Etagen unabdingbar erscheint, ist ein Treppenlift zur Verbesserung der Lebensqualität und Autonomie zu empfehlen. Ansonsten können auch eine Umgestaltung der Räumlichkeiten die Nutzung der Treppe ersetzen.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion, Dr. med. Neumann-Schniedewind

    Erstellt: 14.10.2020

    Bildnachweise:

    • Titelbild © Mario Ohibsky / pixabay.com
    • Porträt © privat

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