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Herz-Kreislauf-Probleme: Wenden Sie sich an einen Arzt – auch während des Lockdowns. © viperagp / fotolia

Herz-Kreislauf-Probleme: Wenden Sie sich an einen Arzt – auch während des Lockdowns. © viperagp / fotolia

Lockdown: Herz-Kreislauf-Probleme nicht unterschätzen!

Während der ersten Covid-19-Welle haben viele den Weg zu Arzt gescheut – sei es, weil sie eine Ansteckung befürchteten oder weil sie annahmen, der Arzt sei überlastet und habe keine Zeit für sie. Im Fall von Herz-Kreislauf-Problemen hat sich das auf die Sterblichkeit ausgewirkt. Darum appelliert die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie eindringlich, Symptome von akuten und chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch in den nächsten Tagen und Wochen nicht zu ignorieren, sondern sich rechtzeitig in ärztliche Behandlung zu begeben.

  • Alarmzeichen

    Bei folgenden Anzeichen sollten Sie auch ohne Verdacht auf Covid-19 den Arzt kontaktieren.

    Verdacht auf Herzinfarkt: 112 anrufen!

    • Intensivste, stärkste Schmerzen und ein Druckgefühl hinter dem Brustbein
    • Ausstrahlung der Schmerzen bis in Schultern, Rücken, Unterkiefer oder in den linken Arm, manchmal auch in den Oberbauch
    • Atemnot, Schwindel und Schweißausbrüche
    • Übelkeit oder Erbrechen
    • Herzrasen
    • Bewusstlosigkeit
    • Todesangst

    Verdacht auf Schlaganfall: 112 anrufen!

    • Halbseitige Lähmung von Arm, Bein und Gesicht (der bekannte hängende Mundwinkel), manchmal auch als Kribbeln und Taubheit wahrgenommen
    • Sprachstörungen (Sprechen und/oder Sprachverständnis)
    • Sehstörungen (z. B. einseitiger Gesichtsfeldausfall, Doppeltsehen)
    • Halbseitige Gefühlsstörungen
    • Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen, Schwindel
    • Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit
    • Starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
    • Störung der Reflexe (z. B. Schluckreflex)

    Zeichen für weitere Herz-Probleme

    • Atemnot
    • rasche Ermüdbarkeit
    • Herzstolpern, Herzrasen oder Herzklopfen
    • Schmerzen in der Herzgegend
    • Schwindel
    • Rasselgeräusche über der Lunge (bedingt durch die in der Lunge angestaute Flüssigkeit)
    • Husten, besonders nach dem Hinlegen
    • Blauverfärbung der Haut- und Schleimhäute, die an den Lippen am augenscheinlichsten
    • deutliche Gewichtszunahme in kurzer Zeit aufgrund von Wassereinlagerungen

    Unterschätzen Sie auch Thrombosen nicht. Eine tiefe Venenthrombose im Bein äußert sich zum Beispiel durch:

    • Schwellung an einem Fußknöchel mit Spannungsgefühl
    • Schmerz in der Wade beim Auftreten
    • Überwärmung des geschwollenen Beins
    • Plötzliche Atemnot kann auf Lungenembolie hinweisen

    Weitere Symptome finden Sie auf Kardionet bei den entsprechenden Erkrankungen.

Daten aus dem Frühjahr

Im Frühjahr 2020 sind die Zahlen von in deutschen Krankenhäusern behandelten Herzpatienten stark gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Eine Analyse des Universitätsklinikums des Saarlandes zeigt beispielsweise für das Akute Koronarsyndrom, zu dem auch der Herzinfarkt zählt, einen Rückgang von 41 % in den Kalenderwochen 10 bis 16. Aus anderen europäischen Ländern sind ähnliche Entwicklungen bekannt. Auch die Zeit zwischen dem ersten Auftreten der Symptome und der Krankenhausaufnahme beim Akuten Koronarsyndrom hat sich verlängert, wie eine Meta-Analyse von 27 internationalen Studien zeigte. Erste Daten aus Hessen deuten auf eine Übersterblichkeit bei kardiovaskulären Erkrankungen hin.

Notfallversorgung von Herzpatienten ist sichergestellt

Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie warnen davor, dass sich die Situation aus dem Frühjahr wiederholen könnte. DGK-Präsident Prof. Dr. Andreas Zeiher bittet daher: „Nehmen Sie die Symptome von akuten Herzerkrankungen und auch von Verschlechterungen einer bestehenden Herzerkrankung ernst und begeben sich wenn nötig zeitnah in ärztliche Behandlung oder rufen den Rettungsdienst.“ Die Notfallversorgung sei flächendeckend sichergestellt, betont der Herzmediziner.

Herzerkrankungen sind in Deutschland noch immer die häufigste Todesursache. Allein im Jahr 2018 starben mehr als 212.000 Menschen an den häufigsten Herzerkrankungen. „Der wichtigste Schritt zu einer erfolgreichen Behandlung von Herzerkrankungen, ob akut oder chronisch, ist der rechtzeitige Besuch beim Arzt“, mahnt auch Prof. Dr. Michael Böhm, Pressesprecher der DGK. „Nur so können schwerwiegende Folgen verhindert werden.“