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Meersalzgewinnung. Salz ist lebenswichtig. Aber zu viel ist zu viel. © obenbleibenstuttgart / Pixabay

Salz ist lebenswichtig. Aber zu viel ist zu viel. © obenbleibenstuttgart / Pixabay

Salzarmes Salz – was soll das sein?

Im letzten Jahr wurde eine Studie veröffentlicht, nach der sich natriumarmes Salz günstig auf Herz und Kreislauf auswirkt.

Insgesamt 20.995 Teilnehmer aus 600 chinesischen Dörfern nahmen teil, sie alle hatten bereits einen Schlaganfall erlitten, waren 60 Jahre oder älter und wiesen Bluthochdruck auf. Die eine Hälfte der Probanden benutzte normales Speisesalz, die andere eine Mischung aus 75 % Natriumchlorid und 25 % Kaliumchlorid. Das Ergebnis nach fünf Jahren: Diejenigen, die konstant auf natriumarmes Salz setzten, hatten ein 14 % geringeres Schlaganfall- bzw. Herzinfarktrisiko.

Was ist natriumarmes Salz?

Speisesalz besteht zum allergrößten Teil (meist mehr als 97 %) aus Natriumchlorid, welches auch Kochsalz genannt wird. Je nach Gewinnung und Aufbereitung können sehr geringe Mengen anderer Stoffe enthalten sein.

In natriumarmem Salz wird ein großer Teil des Natriumchlorids (NaCl) durch Kaliumchlorid (KCl) ersetzt. Zu kaufen gibt es das dann z. B. unter dem Begriff „Leichtsalz“ oder „Blutdrucksalz“.

Warum soll natriumarmes Salz besser sein?

Zu viel Kochsalz – also NaCl – lässt den Blutdruck steigen. Das liegt daran, dass der Körper versucht, den Salzüberschuss durch verstärkte Nierentätigkeit auszuscheiden. Ist viel Natrium im Blut, verengen sich daher die Gefäße, damit die Nieren stärker durchblutet werden – der Blutdruck steigt. Zusätzlich führt ein hoher Natriumspiegel dazu, dass mehr Flüssigkeit aus dem Gewebe in die Gefäße übertritt und dort bleibt. Das bedeutet mehr Blutvolumen in bereits eng gestellten Gefäßen – der Blutdruck steigt zusätzlich.

Kalium kann man als Gegenspieler des Natriums bezeichnen. Es wirkt gefäßerweiternd und damit blutdrucksenkend. Außerdem wirkt Kalium harntreibend, weil der Körper so einen Kaliumüberschuss abbaut, dabei sinkt das Blutvolumen.

Für die Regulation des Blutdrucks ist also das Verhältnis zwischen Natrium und Kalium entscheidend. Bei einer täglichen Natriumaufnahme von maximal 2 g, was etwa 5 g Kochsalz entspricht, empfiehlt die WHO, über die Nahrung 3,5 g Kalium aufzunehmen. Gleichzeitig ist ein sparsamer Kochsalz-Einsatz wichtig. Wer z. B. Kräuter anstelle von Kochsalz verwendet, spart Natrium und unterstützt seinen Körper mit einer Extraportion Kalium. Ein Problem sind allerdings die vielen Fertigprodukte, die Kochsalz enthalten – unter anderem auch Brot. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DEGS) von 2021 zeigte, dass Frauen durchschnittlich 8,4 g und Männer 10 g Salz täglich zu sich nehmen. Mehr zu den „Salzfallen“ finden Sie in unserem Magazin-Beitrag „Zu viel Salz im Essen – wo lauert es?“

Natriumarmes Salz verspricht nun, sozusagen mit einem Handgriff, beides zu erreichen: Natriumzufuhr verringern und Kaliumzufuhr erhöhen.

Was ist Salzersatz?

Beim Kochen gehört der Tipp „Kräuter statt Salz“ zum Standard im Zusammenhang mit der Behandlung oder Vorbeugung von Bluthochdruck. Man kann spezielle Würzmischungen kaufen, die daraufhin optimiert sind, ein salziges Geschmackserlebnis zu provozieren.

Im Handel gibt es inzwischen – neben den natriumarmen Salzen – auch andere Produkte, die als „Salzersatz“ angeboten werden und praktisch gar kein Natrium, sondern vor allem Kaliumchlorid enthalten.

Welche Risiken gibt es bei natriumarmem Salz?

Weniger Natrium, mehr Kalium – das klingt im ersten Moment nach einem dicken Pluspunkt für natriumarmes Salz. Wie so oft gibt es aber auch hier Minuspunkte.

Das Hauptrisiko ist eine Überdosierung von Kalium. Es spielt neben Natrium eine große Rolle bei der Reizweiterleitung an den Nervenfasern und beeinflusst die Muskelkontraktion – auch die des Herzmuskels. Zu viel Kalium kann zu Herzrhythmusstörungen führen. Außerdem gehören Darmverschluss, Muskelschwäche und -lähmung und Lungenversagen zu den möglichen Folgen.

Das zweite Aber ergibt sich aus dem Geschmack: Kaliumchlorid schmeckt viel weniger salzig als Natriumchlorid. Wer salziges Essen gewohnt ist, benutzt deshalb eine größere Menge natriumarmes Salz für dasselbe Geschmacksergebnis. Das heißt, die Natriumeinsparung ist kleiner, die Kaliumzufuhr höher als geplant.

Nicht zuletzt kommt noch der finanzielle Aspekt dazu: Natriumarmes Salz ist deutlich teurer – je nach den verglichenen Produkten kostet „Blutdrucksalz“ bis zu 30-mal so viel wie einfaches Tafelsalz.

Fazit

Gesunde Menschen und Menschen mit leichtem Bluthochdruck können auf das teure natriumarme Salz verzichten. Salzarm kochen, mit Fertiggerichten sparsam sein und generell beim Salz aufpassen reicht, um die Natriumaufnahme zu drosseln.

Genug Kalium bekommt man durch Pflanzenkost. Empfehlenswert sind z. B. Hülsenfrüchte, Bananen, Karotten, Kohlrabi und Tomaten, Haselnüsse, Cashewkerne, Erdnüsse und Mandeln sowie Bitterschoko­lade und einige Mehlsorten (Dinkel-, Roggen-, Buchweizenvollkornmehl).

Menschen mit Blutdruckwerten über 160/100 mmHg und ohne Nierenprobleme können zur Unterstützung durchaus auf natriumarmes Salz zurückgreifen. Lassen Sie jedoch Ihre Kaliumwerte bestimmen, damit es nicht zur Überdosierung kommt! Und: Auch mit natriumarmem Salz sollten Sie lieber sparsam umgehen.

Salzersatz, der vor allem aus Kaliumchlorid besteht, ist wegen des Risikos für das Herz auch bei schwerer Hypertonie nicht empfehlenswert.