Ihr Herz-Kreislauf-Portal

Warten aufs Weckerklingeln: Schlechter Schlaf ist ein Risiko für Herz und Kreislauf. © BillionPhotos.com / fotolia

Schlechter Schlaf ist nicht nur nervend, sondern auch ein Risiko für Herz und Kreislauf. © BillionPhotos.com / fotolia

Schlaf und Herzgesundheit

Schlafen ist wichtig für die Gesundheit. Dabei geht es nicht nur um die körperliche Erholung, auch das Gehirn nutzt die Schlafphasen, um die Ereignisse des Tages zu verarbeiten. Forschungen belegen, dass es zudem einen direkten Zusammenhang zwischen der Qualität des Schlafes und der Herz-Kreislauf-Gesundheit gibt: Kurzer oder oft unterbrochener Schlaf erhöht das Risiko für kardiologische Erkrankungen.

  • Kurzer Schlaf – doppeltes Herz-Kreislauf-Risiko

    Männer mittleren Alters, die pro Nacht nur fünf Stunden oder weniger schlafen, haben ein doppelt so hohes Risiko, in den folgenden 20 Jahren ein schweres Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleiden, wie Männer mit sieben oder acht Stunden Nachtschlaf. Das berichteten Forscher aus Schweden nach der Untersuchung von 759 Männern. In der Studie zeigte sich, dass hoher Blutdruck, Diabetes, aktuelles Rauchen, starkes Übergewicht, wenig körperliche Aktivitäten und schlechte Schlafqualität weit verbreiteter unter Männern mit einem Nachtschlaf von fünf Stunden oder weniger war als bei jenen, die sieben oder acht Stunden schliefen.

    „Männer mit einem Alter von 50 Jahren, die die kürzeste Schlafdauer aufwiesen, hatten ein doppelt so hohes Risiko, mit 71 Jahren ein Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleiden, als jene mit normaler Schlafdauer. Das galt auch, nachdem alle anderen Risikofaktoren berücksichtigt wurden“, so die Studienautorin Moa Bengtsson (Goetheborg, Schweden). „Die Erhöhung des kardiovaskulären Risikos bei unzureichendem Schlaf ist vergleichbar mit jener durch Rauchen oder Diabetes im Alter von 50 Jahren. Unsere Ergebnisse betonen die hohe Bedeutung des Schlafes.“

  • Zu wenig Schlaf – mehr Atherosklerose

    Wer täglich weniger als sechs Stunden schläft oder häufig in der Nacht aufwacht, hat ein erhöhtes Atherosklerose-Risiko. Das ergab die PESA-Studie, die eine Woche lang das Schlafverhalten von 3.974 gesunden Erwachsenen mit einem Durchschnittsalter von 46 Jahren untersuchte. Bei den Probanden wurde zusätzlich mittels dreidimensionalem Ultraschall Atherosklerose in den Hals- und Bein-Arterien gemessen. 

    Nachdem alle wichtigen Risikofaktoren statistisch berücksichtigt worden waren, zeigte sich, dass Studienteilnehmer mit sehr kurzer Schlafdauer signifikant mehr Atherosklerose aufwiesen als solche mit täglich sieben bis acht Stunden Schlaf. 

    Studienteilnehmer mit den meisten Schlafunterbrechungen hatten wesentlich häufiger mehrere Arterienabschnitte mit Atherosklerose als jene mit den wenigsten Schlafunterbrechungen.

    Außerdem hatten die Studienteilnehmer mit kurzem oder unterbrochenem Schlaf auch weit häufiger ein metabolisches Syndrom, also eine Kombination von Diabetes, hohem Blutdruck und Übergewicht. Das metabolische Syndrom gilt als großes Risiko für Herz- und Kreislauf-Erkrankungen.

    „Zu wenig Schlaf und Unruhe während der Nacht sollten als Risikofaktoren für das Verstopfen oder Verengen von Arterien gesehen werden“, sagt Dr. Fernando Dominguez (Madrid) bei der Präsentation der PESA-Studie.

  • Meditation vor dem Schlafengehen

    Eine indische Studie untersuchte den Einfluss von meditativer Yoga-Musik, Popmusik mit regelmäßigen Beats sowie von keinerlei Musik vor dem Schlafengehen. Bei jeder Sitzung wurde die Herzfrequenzvariabilität fünf Minuten lang vor dem Beginn der Musik oder der Stille gemessen, zehn Minuten lang während dessen sowie fünf Minuten lang nach Beendigung der Musik oder Stille. Zusätzlich wurde das Ausmaß der Angst und das Ausmaß positiver Gefühle erfasst. 149 gesunde Menschen in einem Alter von durchschnittlich 26 Jahren nahmen daran teil.

    Die Herzfrequenzvariabilität ist die Fähigkeit des Organismus, die Frequenz des Herzrhythmus zu verändern. Eine hohe Variabilität zeigt, dass das Herz imstande ist, sich Veränderungen anzupassen; eine niedrige steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko.

    Fazit der Studie: Die Herzfrequenzvariabilität stieg in der Gruppe mit Yoga-Musik, reduzierte sich in der Popmusik-Gruppe und blieb in der Gruppe ohne Musik konstant. Das Angstniveau verringerte sich signifikant in der Yoga-Musik-Gruppe, erhöhte sich signifikant in der Popmusik-Gruppe und erhöhte sich in der Gruppe ohne Musik. Die Teilnehmer fühlten sich signifikant positiver nach der Yoga-Musik als nach der Popmusik. 

    „Es ist eine kleine Studie, und es bedarf weiterer Forschungsaktivitäten über die kardiovaskulären Effekte von Musikinterventionen durch einen ausgebildeten Musiktherapeuten“, so Dr. Naresh Sen (Jaipur, Indien). „Aber sich Yoga-Musik vor dem Schlafengehen anzuhören, ist eine preiswerte und leicht zugängliche Therapie, die keinerlei Schaden anrichten kann.“

Fazit

Maßnahmen für einen guten Schlaf – auch als Schlafhygiene bezeichnet – sind für die Herz-Kreislauf-Gesundheit wichtig. Regelmäßige Bettgehzeiten, Entspannungsphasen vor dem Schlafengehen, nicht zu spätes und zu schweres Essen und Abendroutinen helfen dabei. Dauern die Schlafprobleme an, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Lesen Sie bei Kardionet mehr zu Schlafapnoe und über neue Erkenntnisse zum Mittagsschlaf.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion, Ulrike Jonack​​​​​​​
    Erstellt: 9.9.2019
    Bildnachweis: Titelbild © BillionPhotos.com / fotolia.com

    Quellen: 

    „Kurzer Nachtschlaf verdoppelt das Herz-Kreislauf-Risiko“, „Zu wenig Schlaf verhärtet und verstopft die Arterien“ und  „Meditations-Musik vor dem Schlafengehen ist gesund für das Herz“; Pressemeldungen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V., 27./28.8.2018; Autor der PM: Prof. Dr. Eckart Fleck (Pressesprecher)