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Babybauch. Was bedeutet eine Schwangerschaft für Herz und Kreislauf? © redgular / Pixabay

Frohe Botschaft: Ein Baby kommt. Was heißt das für Herz und Kreislauf? © redgular / Pixabay

Schwangerschaft und Herz

Eine Schwangerschaft stellt den Körper der Frau vor einige Herausforderungen. Das Herz der Mutter muss zwar nicht wirklich für zwei pumpen – das Herz des Ungeborenen schlägt bereits ab dem 22. Tag selbst –, aber die Versorgung des Babys und das zunehmende Gewicht verlangt dem Kreislauf einiges ab. Deshalb sollte man während der Schwangerschaft auch Herz und Kreislauf immer im Blick behalten – nicht erst, wenn bereits Erkrankungen vorliegen.

Was passiert im Körper der Frau?

Die größte Belastung für den mütterlichen Kreislauf ist das zusätzliche Gewicht. Die Beweglichkeit lässt nach, das Gehen wird anstrengender.

Weniger bekannt ist den meisten, dass sich zwar die Blutmenge der werdenden Mutter erhöht, nicht aber die Zahl der roten Blutkörperchen. Zugleich steigt der Sauerstoffbedarf, da das Ungeborene mitversorgt wird. Das heißt, das Herz muss mehr Blut bewegen, um die Organe im mütterlichen Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Das wird immer schwieriger, je mehr Sauerstoff das Baby braucht, deshalb kann es sein, dass die werdende Mutter sich zunehmend erschöpft fühlt.

Zum Ausgleich steigt die Pulsfrequenz, das Herz schlägt um 5 bis 10 Schläge pro Minute schneller. Auch das Atemvolumen steigt, um mit jedem Atemzug mehr Sauerstoff aufzunehmen.

Die Hormone, die während der Schwangerschaft ausgeschüttet werden, weiten unter anderem die Blutgefäße und führen zu einer Lockerung der Muskeln. Es kommt zu erhöhten Wassereinlagerungen in den Zellen.

Andere Veränderungen betreffen zum Beispiel die Bänder (sie lockern sich), den Stoffwechsel und auch die Psyche.

Was bedeutet das für Herz und Kreislauf?

Das Herz schlägt während der Schwangerschaft schneller und muss kräftiger pumpen. Das kann zu Bluthochdruck führen, der wiederum die Gefäße belastet. Da das Herz in seiner Leistungsfähigkeit begrenzt ist, seine Kraft also nicht beliebig steigern kann, erleben manche Frauen die Symptome einer Herzschwäche.

Die zusätzliche Belastung durch die Schwangerschaft kann bei vorbestehenden Herzerkrankungen zu einer Verstärkung der Symptome führen. Bislang unerkannt gebliebene Herzerkrankungen können sich nun bemerkbar machen.

  • Erkrankungen durch die Schwangerschaft

    Manche Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems werden erst durch die Schwangerschaft ausgelöst.

    Von Schwangerschaftshypertonie spricht man bei einem erhöhten Blutdruck, der etwa in der 20. Schwangerschaftswoche einsetzt. In der Regel normalisiert sich der Blutdruck ab der 6. Woche nach Geburt.

    Auch die sogenannte Präeklampsie ist mit Bluthochdruck verbunden. Weitere typische Symptome sind Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) und Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme). Die Präeklampsie kann in die Eklampsie übergehen, bei der bei der Schwangeren unter anderem Krampfanfälle auftreten. Die Eklampsie ist ein Notfall. Häufig ist ein Kaiserschnitt erforderlich, um die Schwangerschaft zu beenden.

    Durch die Mehrbelastung des Herzens kann es gegen Ende der Schwangerschaft oder nach der Geburt zu einer Schädigung der Herzwände kommen. Es entsteht eine peri- oder postpartale Kardiomyopathie, auch schwangerschaftsbedingte Herzschwäche genannt. Die Ursachen sind noch wenig erforscht, in Frage kommen Herzmuskelentzündungen, Autoimmunvorgänge und eine Schwangerschaftshypertonie. Die schwangerschaftsbedingte Herzschwäche sollte so früh wie möglich behandelt werden, um bleibende Schäden zu vermeiden.

  • Ich bin herzkrank – muss ich auf eigene Kinder verzichten?

    Die meisten Frauen mit einer Herzerkrankung können Kinder bekommen, ohne dass es zu zusätzlichen Problemen mit Herz und Kreislauf kommt. Bei einer schon in jungen Jahren aufgetretenen Herzschwäche sollten Sie Ihren Arzt fragen, ob Sie die Belastung durch eine Schwangerschaft auf sich nehmen können und was Sie gegebenenfalls beachten müssen. Es gibt nur wenige und zum Glück auch nur selten auftretende Herzerkrankungen, bei denen Mediziner grundsätzlich von einer Schwangerschaft abraten. 

Wie kann ich die Symptome lindern?

Die beste Vorsorge in Sachen Herz und Schwangerschaft ist es, sich bereits vorher fit zu halten. Ein trainierter Kreislauf kommt besser mit den Belastungen klar.

Während der Schwangerschaft kommt es auf eine ausgewogene Mischung aus Belastung und Entspannung an. Am Anfang können Sie (mit wenigen Ausnahmen – fragen Sie Ihren Arzt!) ganz normal Ihrem Alltag nachgehen, Sie müssen weder im Beruf noch im Haushalt oder bei der Freizeit „kürzer treten“. Auch Ihren Sport können Sie meist einfach weiter betreiben. Mit der Zeit werden Sie sich möglicherweise immer schneller erschöpft fühlen. Geben Sie diesem Gefühl dann auch nach und gehen Sie nicht über Ihre Belastungsgrenzen hinaus!

Zusätzliche Entspannungsphasen gönnen dem Herzen Ruhepausen. Ständiges Ausruhen hingegen erschöpft zusätzlich, weil die Sauerstoffversorgung dadurch „heruntergefahren“ wird.

  • Sport in der Schwangerschaft

    Sport ist immer sinnvoll, auch während der Schwangerschaft. Vor allem Ausdauersport, der Herz und Kreislauf fit hält, ist günstig.

    Vorteile eines fitten Herz-Kreislauf-Systems:

    • Man fühlt sich frischer und ermüdet nicht so schnell.
    • Die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind wird verbessert.
    • Die Geburt verläuft in der Regel leichter, und danach kommt man schneller wieder in Form.
    • Sport beugt Schwangerschaftsstreifen, Thrombosen und Krampfadern vor.
    • Sportliche Betätigung verbessert den Schlaf – der für viele Schwangere zum Problem wird, weil es das zusätzliche Gewicht erschwert, eine ausreichend bequeme Schlafposition zu finden.

    In Kursen mit Schwangerschaftsgymnastik geht es zudem um die körperliche, psychische und mentale Geburtsvorbereitung. Hier werden neben Gymnastikübungen auch Entspannungs-, Atem- und Massagetechniken gelehrt.

    Sportarten für Schwangere

    Sportarten, bei denen das Risiko von Schlägen in den Unterleib oder von Stürzen besteht, sollten Sie als Schwangere meiden. Leistungssport verleitet dazu, sich zu überlasten, insbesondere in Wettkampfsituationen. Auch Krafttraining wird mit fortschreitender Schwangerschaft zunehmend riskanter. Wenn Sie nicht sicher, ob Ihr Sport geeignet ist, fragen Sie Ihren Arzt! Hier ein paar Tipps:

    • Radfahren beugt Thrombosen vor. Um Stürze zu vermeiden, empfiehlt sich der Umstieg auf den Hometrainer.
    • Wechseln Sie vom Joggen zum Walken (schnelles Gehen)! Auch der Crosstrainer ist eine gute Alternative.
    • Sport in großen Höhen (über 2000 Meter) empfiehlt sich wegen der „dünneren Luft“ nicht.

    Der Grad der Belastung sollte sich immer nach dem Stadium der Schwangerschaft und der individuellen Leistungsfähigkeit richten. Anstrengung ist erlaubt, sie sollte aber so gewählt sein, dass sie nicht zur Erschöpfung führt.

    Bei Unwohlsein und Übelkeit gilt: Vorsicht beim Sport! Manchmal kann leichter Sport diese Symptome zwar lindern, wenn dies nicht gelingt, dann hören Sie bitte auf!
    Denken Sie auch bitte daran: Schwindel ist immer ein Stopp-Signal. Schmerzen und Blutungen sollten Sie zum Arztbesuch veranlassen.

Wann muss ich hellhörig werden?

Es gibt typische Schwangerschaftsbeschwerden, die nicht nur von Frau zu Frau, sondern auch von Schwangerschaft zu Schwangerschaft verschieden stark auftreten.

  • Übelkeit und Erbrechen legen sich oft nach dem 3. Monat, können aber auch bis zum Ende der Schwangerschaft bestehen bleiben.
  • Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und geschwollene Beine werden vor allem im letzten Drittel zur Belastung. Sie sind Folge der gestiegenen Anforderungen an Herz und Kreislauf der Mutter.

Auch wenn diese Beschwerden normal sind: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, denn sie können – vor allem, wenn sie stark ausgeprägt sind – auch Zeichen für gesundheitliche Probleme sein. Berichten Sie dem Arzt vor allem von Ihren Beschwerden, wenn folgende Anzeichen dazukommen:

  • Herzrasen oder Herzstolpern
  • Deutlicher Blutdruckanstieg
  • Häufiger nächtlicher Harndrang
  • Phasen von Verwirrtheit, Sehstörungen oder Ohnmachten
  • Starke Kopfschmerzen
  • Rechtsseitige Bauchschmerzen
  • Rasselnder Atem
  • Schlafen im Liegen nicht möglich
  • Unter und nach der Geburt

    Obwohl eine Geburt körperlich anstrengend ist, kommt es bei gesunden Frauen dabei nicht zu Herzproblemen. Gegen einen kurzeitigen Blutdruckabfall haben die Hebammen in der Regel Hausmittel wie gesüßten Tee oder ähnliches parat. Sind wegen einer Erkrankung Komplikationen zu erwarten, muss zusammen mit dem Arzt über eine passende Entbindungsstrategie entschieden werden.

    Nach der Geburt muss der Körper sich erneut umstellen. Jetzt belastet neben dem Stillen vor allem der Stress durch den stark veränderten Lebensrhythmus Herz und Kreislauf. Trotzdem sollten Kurzatmigkeit und Ödeme an den Unterschenkeln und Knöcheln nun zurückgehen. Tun sie das nicht oder leiden Sie unter Abgeschlagenheit, Schwindel sowie Herzrasen oder Herzstolpern, dann sprechen Sie mit Ihrem Arzt

Nur keinen Stress!

Auch wenn die besonderen Belastungen einer Schwangerschaft gewisse Risiken bergen können, bleibt es doch in den meisten Fällen bei den harmlosen Schwangerschaftsbeschwerden. Seien Sie aufmerksam, aber suchen Sie nicht nach Problemen. Das erzeugt nur Stress und Stress ist weder für Sie noch für Ihr Baby gut.