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Sport tut gut – auch Defi-Trägern. © damato/ fotolia

Sport tut gut – auch Defi-Trägern. © damato/ fotolia

Sport mit Defi verbessert Lebensqualität

Aus Angst davor, dass das eingepflanzte Therapiegerät einen unnötigen Schock abgibt, vermeiden viele Patienten mit einem implantierbaren Defibrillator körperliche Anstrengung. Eine Auswertung von sechs medizinischen Studien, die sich mit sportlicher Aktivität von Defi-Trägern beschäftigt, zeigt nun, dass es meist falsch ist, sich zu schonen.

  • Angst vor dem lebensrettenden Schock

    Implantierbare Defibrillatoren (ICDs) retten viele gefährdete Menschen vor einem tödlichen Herzstillstand. Doch diese Lebensrettung ist schmerzhaft, viele Patienten beschreiben es als Tritt vor die Brust, wenn ihr Gerät einen Schock abgibt, und haben Angst vor dem nächsten Schock. Durch diese dauernde Sorge leidet nicht nur die Psyche. Instinktiv ändern Betroffene ihr Verhalten, weil sie meinen, dadurch eine erneute Schockabgabe vermeiden zu können: Sie bewegen sich weniger, vermeiden körperliche Anstrengung und schrecken vor Unternehmungen zurück.

  • Körperliche Schonung schont nicht vor Schockabgabe – im Gegenteil

    Die fehlende körperliche Aktivität führt zu einem Verlust an Lebensqualität und ist zudem kontraproduktiv, denn so kommt ein Teufelskreis in Gang: Der Bewegungsmangel verschlechtert die Herz-Kreislauf-Gesundheit, woraufhin sich der Patient umso mehr schont und so weiter. Neben einem eingeschränkten Aktivitätsradius weiß man, dass dies sogar zu häufigeren Schockabgaben durch den Defi führen kann.

  • Patienten mit Herzschwäche profitieren von Sport

    Seit Jahren ist bekannt, dass Patienten, die an Herzinsuffizienz leiden, von einer angemessenen körperlichen Bewegung profitieren. Patienten mit Herzschwäche, die keine akuten Probleme aufweisen, können durch regelmäßiges, moderates Training ihren Gesundheitszustand verbessern. Es hat sich gezeigt, dass sich einige krankhafte Veränderungen des Herzgewebes durch ein ärztlich betreutes, intensiveres Herz-Kreislauf-Training sogar wieder zurückbilden können.

  • Dürfen Menschen mit Herzschwäche auch Sport treiben, wenn sie einen Defi haben?

    Bisher war die Unsicherheit zu dieser Frage groß und vorsichtshalber wurde von Sport eher abgeraten. Mehrere Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass sich die Herzfunktion auch bei herzinsuffizienten Menschen mit ICD oder CRT-D durch sportliches Training verbessern lässt. Sie müssen auch nicht damit rechnen, bei sportlicher Anstrengung öfter einen Schock zu erhalten als ohne Training. Im Gegenteil, ein aktiveres Leben ist gleichzeitig eines mit wenigeren Schockabgaben, wie eine große Auswertung mehrerer Studien nun zeigte.

    Bewegungsdaten von über 1500 Herzpatienten ausgewertet

    Der amerikanische Kardiologe Dr. Ambarish Pandey von der Universität Texas und Kollegen werteten für diese Untersuchung Daten zur Herzfunktion von über 1500 Patienten mit Herzinsuffizienz und ICD aus. Etwa die Hälfte der Patienten hatte ein sportliches Training unter ärztlicher Aufsicht erhalten.

    Die Sauerstoffmenge, die der Patient unter sportlicher Bewegung höchstens aufnehmen konnte, diente hier als Maß für die Herzfunktion. Ein gesunder Mensch verbraucht unter Belastung pro Kilo Körpergewicht etwa 40 ml Sauerstoff in der Minute, herzkranken Patienten kommen nur auf etwa halb so viel. Im Schnitt konnten die Sport treibenden Patienten ihre Herzfunktion im Vergleich zu nicht trainierenden ICD-Trägern um etwa 2 ml Sauerstoff/kg/min verbessern. Das entspricht einer Zunahme um ungefähr 10 %.

    Wie sieht es mit den Schockabgaben aus? Nur in einer der sechs ausgewerteten Studien wurde von ICD-Schocks im Zusammenhang mit sportlicher Betätigung berichtet. In der Zusammenschau zeigte sich, dass das Risiko für Patienten, die am Training teilgenommen hatten, deutlich niedriger war: Sie mussten nur halb so oft damit rechnen, einen ICD-Schock zu erhalten wie Patienten ohne sportliche Aktivität. Der positive Effekt hielt auch während der Nachbeobachtungszeit an.

  • Voraussetzungen für ein sicheres und wirksames Training

    Der erste Schritt zum Training ist ein Gang zum Arzt. Ein sportliches Training kommt für stabile Patienten mit einer gut eingestellten medikamentösen Behandlung in Frage. Ein Belastungstest zeigt, bis zu welcher individuellen Pulsfrequenz ein sicheres Training möglich ist, ohne einen ICD-Impuls auszulösen. Außerdem erfahren Sie, welche Vorsichtsregeln für Sie beim Sport gelten. Für manche Patienten bedeutet dies ein ärztlich überwachtes Training, vielleicht im Rahmen einer Reha, während andere unabhängiger, aber mit Pulsuhr Sport treiben können.

Fazit: Sie dürfen und sollten sich bewegen

Die meisten Patienten mit Herzinsuffizienz und implantiertem Therapiegerät dürfen und sollten einen an ihre Leistungsfähigkeit angepassten Sport treiben. Dies verbessert die Leistungsfähigkeit des Herzens und verringert langfristig die Wahrscheinlichkeit, einen unangenehmen Impuls durch das Gerät zu erhalten.

Geben Sie Ihre Lebensqualität also nicht leichtfertig oder aus übertriebener Sorge her! Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob und welche Bewegung für Sie angemessen ist, eventuell auch ein Sport unter medizinischer Aufsicht. Mit ausreichender Bewegung fühlt man sich besser, wacher und hat mehr Energie. Ein bisschen was geht immer.

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  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. Corinna Powell​​​​​​​
    Aktualisierung: 18. 5. 2018
    Quelle: Pandey A et al. Safety and Efficacy of Exercise Training in Patients with an Implantable Cardioverter-Defibrillator. JACC: Clinical Electrophysiology 2017; 3 (2) 118-126.
    Bildnachweise: Titelbild © damato / fotolia.com