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Zerrissenes Herz, das mit einer Sicherheitsnadel zusammengehalten wird. Mit der Zeit kann das biologische Material der Katheterklappe verschleißen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit eines erforderlichen Zweiteingriffs. © Freepik / Freepik

Mit der Zeit kann das biologische Material der Katheterklappe verschleißen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit eines erforderlichen Zweiteingriffs. © Freepik / Freepik

Was passiert, wenn die Katheter-Klappenprothese kaputt geht?

Die Aortenklappenstenose ist der häufigste Herzklappenfehler. Durch Ablagerungen von Kalk, Cholesterin und Entzündungszellen ist die Herzklappe verengt und der Blutfluss aus dem Herzen behindert. Eine Aortenklappenstenose entwickelt sich also in der Regel altersbedingt durch Verschleißprozesse. Da die Bevölkerung immer älter wird, steigt die Häufigkeit an. Zu den typischen Symptomen zählen Luftnot, Schwindel sowie Schmerzen und Engegefühl im Brustbereich.

Dabei kann der natürliche Verlauf einer Aortenklappenstenose durch Medikamente nicht beeinflusst werden und die beste Therapie für eine hochgradig verengte Aortenklappe ist ein Herzklappenersatz.

TAVI-Eingriff zum Ersatz der Aortenklappe

Die Abkürzung TAVI steht für Transkatheter-Aortenklappenimplantation und ist eine schonende Methode zum Ersatz der Aortenklappe. Dabei wird die neue Aortenklappe über einen Katheter, der meistens durch Gefäße in der Leiste eingeführt wurde, an die Stelle der alten Klappe gesetzt. Nach Zurückziehen des Katheters spannt sich die Herzklappenprothese auf und verdrängt damit die körpereigene Aortenklappe. Diese wird also nicht entfernt. Im Gegensatz zur konventionellen Operationstechnik sind die Eröffnung des Brustkorbs und der Anschluss an eine Herz-Lungen-Maschine bei der TAVI nicht mehr erforderlich. Die Ergebnisse der TAVI sind bisher gut.

TAVI-Klappen sind biologische Herzklappen

Alle TAVI-Herzklappen sind biologische Herzklappen und werden aus Gewebe von Rindern oder Schweinen hergestellt. Der Vorteil der biologischen Prothesen im Vergleich zum Klappenersatz mit Kunststoffprothesen ist, dass keine lebenslange Blutverdünnung notwendig ist. Auch entfällt das Geräusch der mechanischen Herzklappen. Der Nachteil der Bioprothesen ist die begrenzte Haltbarkeit und es kann vorkommen, dass durch Verschleiß und Abnutzung die biologische Herzklappe nach 10 – 15 Jahren ersetzt werden muss.

TAVI zunehmend bei jüngeren Patienten

Die erste Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) wurde im Jahr 2002 durchgeführt und wurde zunächst nur älteren Patienten mit einem hohen Risikoprofil z. B. durch Vor- und Begleiterkrankungen empfohlen. Die schonende und risikoarme Methode sowie die schnellere postoperative Erholung haben dazu geführt, dass die TAVI inzwischen auch für Patienten mit einem mittleren Risikoprofil empfohlen wird. Studien belegen, dass der katheterbasierte Ersatz der Aortenklappe dem konventionellen chirurgischen Ersatz mit Eröffnung des Brustbeins bei Patienten mit einem mittleren oder hohen chirurgischen Risikoprofil nicht unterlegen beziehungsweise sogar überlegen ist.

Redo-TAVI werden ansteigen

Obwohl in den europäischen Leitlinien die TAVI vor allem ab einem Alter von 75 Jahren empfohlen wird, können sich auch jüngere Patienten mit einer höheren Lebenserwartung bei hochgradiger Aortenstenose der minimalinvasiven Transkathetertherapie unterziehen. Damit werden Wiederholungseingriffe aufgrund eines Versagens der biologischen TAVI-Klappen aufgrund von Abnutzung und Verschleiß zunehmen. Es hat sich gezeigt, dass die erneute TAVI, die sogenannte „Redo-TAVI“ oder „TAVI-in-TAVI“, ein sicheres Verfahren ist. Allerdings stehen aussagekräftige Langzeitdaten zu diesem neuen Verfahren noch aus, um die TAVI-in-TAVI-Prozedur als ein gut standardisiertes Verfahren zu etablieren.

Um einen möglichen Wiederholungseingriff zu erleichtern, sollten bereits vor der ersten Implantation der TAVI-Klappe die Patienten sorgfältig untersucht und ihre Eignung für dieses Verfahren bewertet werden. Dabei ist eine koronare Computertomographie (CT) das bevorzugte bildgebende Verfahren, mit welcher die patientenindividuellen, anatomischen Strukturen und Verhältnisse gezielt beurteilt werden können.

Auch bei der Planung der Redo-TAVI ist eine Herz-CT zwingend erforderlich, um die individuelle Anatomie der Patienten zu beurteilen und die Position der Katheterklappe im Verhältnis zu den umgebenden Strukturen zu analysieren. Eine weitere Strategie, um die Wiederholbarkeit der TAVI zu optimieren, ist die sorgfältige Auswahl von Form und Größe der TAVI-Klappe, um den koronaren Zugang für eine Redo-TAVI zu erhalten.

Fazit

In Anbetracht der immer jüngeren Patienten mit einer längeren Lebenserwartung kann der erste Herzklappeneingriff das zweite Verfahren bestimmen. Deshalb muss das fachkundige Herzteam bei der Festlegung des optimalen Eingriffs – Transkatheter- oder chirurgischer Aortenklappenersatz – neben der Eignung der Patienten auch die Möglichkeit der Wiederholbarkeit des Eingriffs berücksichtigen.

Mehr als zwanzig Jahre nach dem ersten TAVI-Eingriff hat diese Technik die Behandlung der Aortenstenose maßgeblich verändert. Für ein optimales Langzeitergebnis bei Patienten mit einer hochgradigen Aortenklappenstenose sind ein maßgeschneiderter Ansatz durch ein erfahrenes Herzteam sowie Strategien zur Behandlung der Aortenstenose während der gesamten Lebenszeit der Patienten erforderlich. Denn die Folgen einer Aortenerkrankung sind lebenslang.