
Viren sind für viele Erkrankungen verantwortlich. Auch das Herz können sie angreifen. © Gerd Altmann / Pixabay
Viren und Herz
Viren bestehen im Wesentlichen nur aus einer Virenhülle und Erbmaterial – sie haben weder einen eigenen Stoffwechsel, noch können sie sich selbst fortpflanzen. Was sie aber trotzdem können: Sie dringen in Körperzellen ein und veranlassen ihre Wirtszellen dazu, Viren zu produzieren. Diese Wirtszellen können dann meist ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr erfüllen und sterben schließlich unter Freigabe der produzierten Viren ab. Aber es gibt auch Virusarten, die sich nur langsam vermehren und die Wirtszelle nur wenig beeinträchtigen.
Der menschliche Körper reagiert auf so einen Angriff meist mit Entzündungsreaktionen: Die betroffenen Gebiete werden stärker durchblutet, damit mehr Immunzellen ins Gewebe gelangen, und die Körpertemperatur erhöht sich, um die Eindringlinge abzutöten. Je nach Erkrankung kommen weitere Symptome dazu.
Zu den Virenerkrankungen gehören zum Beispiel COVID-19, Influenza (echte Grippe), Masern, Windpocken, Hepatitis (Leberentzündung), FSME, AIDS und auch Warzen und Herpes.
Die meisten Viren befallen nur bestimmte Zellen, auf die sie spezialisiert sind. Deshalb lösen verschiedene Viren auch verschiedene Krankheiten aus. Dennoch ist es sehr oft möglich, dass auch Organe betroffen werden, die nicht typisch für das jeweilige Virus sind. Auch das Herz kann von Viren befallen werden, die auf andere Organe spezialisiert sind. Bekannt hierfür sind Viren, die grippeähnliche Infektionen hervorrufen wie Influenza- und Coronaviren. Aber auch beispielsweise Masern-, Mumps- und Herpesviren können eine Herzentzündung verursachen, jedoch deutlich seltener.
Daneben gibt es Viren, bei denen Herzprobleme zum typischen Krankheitsbild gehören, wie die Erreger der „Sommergrippe“ (Coxsackie- und Echoviren) und der Ringelröteln (Parvoviren).
Herzinfektion durch Viren
Infektiöse Herzentzündungen werden in den westlichen Ländern am häufigsten durch Viren verursacht, seltener durch Bakterien.
Von einer solchen Herzentzündung sind vor allem der Herzmuskel (Myokard) und auch oft der Herzbeutel (Perikard) betroffen. Der Arzt stellt dann eine Myokarditis bzw. eine Perikarditis fest. Die meisten Herzmuskelentzündungen werden von Enteroviren (vor allem den Coxsackie- und Parovovirus) verursacht, bei einer Herzbeutelentzündung sind neben den Coxsackieviren auch häufig Adeno-Viren ursächlich . Eine Myokarditis kann auch auf den Herzbeutel übergreifen.
Bei einer Perikarditis kann sich so viel Flüssigkeit im Herzbeutel ansammeln, dass die Herzfüllung beeinträchtigt wird. Die meisten Herzentzündungen heilen jedoch folgenlos aus, mitunter bemerkt sie der Patient auch gar nicht, sondern fühlt sich nur ein wenig schlapper als sonst.
Viren können den Herzmuskel schwächen und die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigen. Dies kann zu einer Herzinsuffizienz führen, bei der das Herz nicht in der Lage ist, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen.
Bestimmte Viren können Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitis) verursachen, was die Durchblutung des Herzens beeinträchtigen kann. Dies kann zu Angina pectoris oder einem Herzinfarkt führen.
- Symptome viraler Herzentzündung
Viele Herzbeschwerden werden als Myokarditis fehlgedeutet, denn die Symptome einer Herzmuskelentzündung sind sehr unspezifisch und werden oft übersehen. Die Symptome einer Perikarditis sind hingegen gravierend.
Myokarditis-Symptome:
- Herzrhythmusstörungen
- Atemnot
- Schmerzen hinter dem Brustbein oder Herzschmerzen
Perikarditis-Symptome
- stechende, oft ausstrahlende Brustschmerzen (ähnlich einem Herzinfarkt)
- Schwäche, Müdigkeit und Atemnot
- Fieber
- gedämpftes Herzgeräusch (bei Perikarderguss)
- COVID-19: Risikogruppe Herzpatienten
Bei COVID-19 („Corona“) kann es in seltenen Fällen während der akuten Erkrankung zu einer Herzbeteiligung kommen, was für Herzpatienten besonders gefährlich ist. So beobachten Ärzte neben dem Atemnotssyndrom unter anderem auch akute Herzmuskelentzündungen, akute Herzinsuffizienz, Arrhythmien und sogar Herzinfarkte.
Menschen mit schwachem Herz-Kreislauf-System haben ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf der COVID-19-Erkrankung und Komplikationen. Auch nach dem akuten Infekt klagen viele Herzpatienten über anhaltende Herzbeschwerden wie Brustschmerzen, Herzstolpern, und Kurzatmigkeit. Nach Ende der Coronaerkrankung können anhaltende Herzbeschwerden die körperliche Belastbarkeit über einen längeren Zeitraum mit sich ziehen.
Nach der Infektion
Eine Virusinfektion, die das Herz betrifft, muss gut auskuriert werden, damit sie nicht zu dauerhaften Schäden führt. Treiben Sie daher z. B. auch während eines leichten grippalen Infektes kein Sport, sondern verzichten Sie auf körperliche Anstrengungen, bis sich der Körper wieder erholt hat. Ihr Immunsystem braucht nun viel Energie, um den Krankheitserreger zu bekämpfen.
Wenn Sie sich nicht schonen, besteht die Gefahr, dass zu der leichten Erkrankung auch eine Herzentzündung hinzukommt. Das bekannteste Beispiel sind Grippeviren. Hier können nicht nur die Viren selbst Herzschäden verursachen, sondern auch Bakterien, die den während der Grippe geschwächten Körper befallen und u.a. zu Herzprobleme wie Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz führen.
Es ist wichtig, sich nicht vorschnell wieder voll zu belasten und Krankheitssymptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Unwohlsein etc., die nach dem Ausheilen der eigentlichen Infektion weiterbestehen können, ernst zu nehmen.
Langzeitfolgen
Nicht nur Covid-19 kann Langzeitfolgen („Long Covid“) verursachen, die das Herz betreffen. Auch andere Virenerkrankungen können ähnliche Spätfolgen hervorrufen. Das kann verschiedene Ursachen haben:
- Entzündungsreaktion des Immunsystems bleibt nach Infektionsende bestehen
- Viren bleiben versteckt z. B. in Nervenzellen zurück und werden erneut aktiv
- Dauerhafte Schädigung des Herzens durch Narbenbildung
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Virusinfektionen zwangsläufig zu Herzerkrankungen führen. Die Auswirkungen hängen von der Art des Virus, der Schwere der Infektion und individuellen Faktoren ab. Bei Verdacht auf eine virusbedingte Herzproblematik ist eine ärztliche Untersuchung und Diagnose erforderlich, um die geeignete Behandlung einzuleiten und mögliche Komplikationen zu vermeiden.