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Ausschnitte aus Packungsbeilagen. Gebrauchsinformationen findet man auch im Internet. © dpmed

Auch wenn der Text lang ist: Lesen Sie die Packungsbeilage – zu Ihrer eigenen Sicherheit. © dpmed

Was steht in der Packungsbeilage?

Allen Medikamenten müssen laut Gesetz Informationen für Patientinnen und Patienten beigelegt werden. Diese Packungsbeilage (auch Beipackzettel oder Gebrauchsinformation) enthält neben Angaben zu den Inhaltsstoffen und den Einsatzgebieten unter anderem auch Anwendungs- bzw. Einnahmevorschriften sowie Hinweise zu Nebenwirkungen und Kontraindikationen (Gegenanzeigen).

Unbedingt lesen!

Die Packungsbeilage enthält wichtige Informationen und Hinweise. Wenn Sie diese nicht beachten, kann es zu einer veränderten Wirksamkeit des Medikaments kommen. Es kann schwächer oder stärker als geplant wirken oder es kann zu anderen Wechselwirkungen und Komplikationen kommen.

Also lesen Sie die Packungsbeilage! Immer – sowohl bei Medikamenten, die Sie ohne Rezept gekauft haben, als auch dann, wenn sie Ihnen verordnet wurden. Vor dem ersten Gebrauch sind vor allem die Angaben zu Anwendung wichtig: Wer soll/darf wann wie viel einnehmen/anwenden und welche Vorsichtsmaßnahmen sind zu beachten?

Die meisten studieren am Anfang auch die Nebenwirkungen. Das ist in Ordnung. Allerdings neigen viele Menschen dazu, aus diesem Wissen heraus dann das Eintreten dieser Nebenwirkungen zu erwarten. Kleinste Unregelmäßigkeiten werden dann schnell als deutliche Nebenwirkung empfunden, unter Umständen entstehen die Symptome sogar erst durch diese Erwartung (Nocebo-Effekt).

Obwohl die Packungsbeilage alle wichtigen Informationen enthält, könnten Sie Fragen haben. Das kann zum Beispiel an den Fachbegriffen liegen oder weil die Menge der Informationen Sie überfordert. Das ist normal. Scheuen Sie sich also nicht, sich in diesem Fall an Ärztin bzw. Arzt, Apothekerin bzw. Apotheker oder anderes medizinisches Fachpersonal zu wenden.

  • Anwendungshinweise

    Zu den wichtigsten Anwendungshinweisen gehören Dosierung und Zeitpunkt der Einnahme. In der Regel steht hier der Zusatz „wenn vom Arzt nicht anders verordnet“ oder etwas Sinnentsprechendes. Die Menge des Medikaments bedarf in der Regel keiner Erklärung, die anderen Hinweise sind so gemeint:

    • Vor dem Essen: Mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen
    • Nach dem Essen: Direkt nach der Mahlzeit, spätestens eine Stunde danach
    • Auf nüchternen Magen: Mindestens vier Stunden nach der letzten Mahlzeit, dem letzten noch so kleinen Snack und/oder dem letzten Getränk (außer Wasser oder ungesüßter Früchtetee). Nach der Einnahme mindestens eine weitere halbe Stunde nichts essen oder trinken (außer Wasser oder ungesüßtem Früchtetee)
    • Im Mund zergehen lassen: Tablette nicht kauen oder lutschen, am besten in die Backentasche oder unter die Zunge legen
    • Mit viel Flüssigkeit zu sich nehmen: Zur Einnahme mindestens ein Glas kaltes/kühles Wasser trinken. Nichts Heißes, Koffein- oder Alkoholhaltiges
  • Wechselwirkungen

    Medikamente können nicht nur mit anderen Arzneimitteln, sondern auch mit Nahrungsmitteln in Wechselwirkung treten. Die Wirkung kann sich abschwächen oder verstärken, es kann zu anderen Wechselwirkungen und sogar ernsthaften Komplikationen kommen. Lesen Sie sich diese Angaben deshalb sorgfältig durch.

    Alternativ kann man die Wechselwirkungen auch in der Apotheke überprüfen lassen. Dafür sollten Sie eine Liste aller Medikamente, die Sie einnehmen, mitbringen. Berücksichtigen Sie in der Liste auch Nahrungsergänzungsmittel und Diätprodukte. Kombipräparate, wie sie z. B. als Erkältungsmedizin oft frei erhältlich sind, müssen ebenfalls betrachtet werden.

    Was oft übersehen wird, sind Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln. Grapefruit, Johanniskraut und Milchprodukte sind sozusagen Klassiker in diesem Bereich – sie beeinträchtigen die Wirkung einer ganzen Reihe von Wirkstoffen.

    Oft stehen die Medikamente oder Nahrungsmittel, die man nicht zusammen mit diesem Arzneimittel nehmen soll, auch unter den Anwendungshinweisen.

    Beispiele

    Unterschätzt wird von vielen die Wirkung der Acetylsalicylsäure (ASS) auf die Blutgerinnung. Wenn man ASS (z. B. als Schmerzmittel) zusätzlich zu Blutverdünnern einnimmt, kann es u. a. zu inneren Blutungen kommen.

    Schmerzmittel sollten nicht miteinander kombiniert werden. Wenn z. B. in einem Erkältungspräparat Paracetamol enthalten ist, nehmen Sie nicht zusätzlich Ibuprofen oder ASS ein!

    Johanniskraut interagiert mit vielen Wirkstoffen. So kann es die Wirkung von Blutdrucksenkern und Blutverdünnern herabsetzen.

    Ähnliches gilt für Grapefruit und Pampelmuse: Sie können die Wirkung einiger Statine herabsetzen, der der Kalziumkanalblocker (Blutdrucksenker) kann hingegen gefährlich stark erhöht werden.

    Bei Milchprodukten tritt vor allem das Kalzium in Wechselwirkung mit Medikamenten: Es behindert die Aufnahme und damit die Wirksamkeit des Arzneimittels. Kalzium findet sich aber auch in anderen Lebensmitteln wie in Mineralwasser oder in manchen Orangensäften. Ein zeitlicher Abstand von zwei bis vier Stunden zwischen der Einnahme von Calcium und anderen Arzneimitteln ist ratsam.

    Wechselwirkungen vermeiden

    Die einfachste Methode zum Vermeiden von Wechselwirkungen wäre, die „problematischen“ Arzneien und Lebensmittel gar nicht mehr zu nehmen.

    Das ist aber nicht immer sinnvoll. So ist die Zufuhr von Kalzium z. B. nicht nur für die Knochen- und Zahngesundheit wichtig, es spielt auch eine wichtige Rolle für die Blutgerinnung, die Muskel- und Nerventätigkeit, das Immunsystem sowie bei der Funktion von Herz, Lungen und Nieren. Auch bei manchen Medikamenten gibt es keine wirksame Alternative, die ärztlicherseits verschrieben werden könnte.

    Sprechen Sie deshalb mit Ihrer Apothekerin oder Ihrem Apotheker, welchen zeitlichen Abstand Sie einhalten sollten, damit das Risiko für Wechselwirkungen minimiert wird.

  • Nebenwirkungen

    Lesen Sie vor der ersten Anwendung auch die Liste der Nebenwirkungen, damit Sie „schon mal davon gehört“ haben.

    Vor allem die Angaben zu möglichen allergischen Reaktionen sind am Anfang wichtig, denn diese können schon mit der ersten Dosis auftreten und unter Umständen lebensgefährliche Ausmaße annehmen.

    Für alle Nebenwirkungen gilt: Nehmen Sie sie zur Kenntnis, erwarten Sie aber nicht, dass sie bei Ihnen auftreten. Selbst sehr häufige Nebenwirkungen kommen nicht bei allen vor, die das Medikament anwenden.

    Je stärker Sie damit rechnen, von Nebenwirkungen betroffen zu sein, desto wahrscheinlicher spüren Sie entsprechende Symptome. Man nennt das Nocebo-Effekt, das ist sozusagen die negative Variante des Placebo-Effektes.

    Häufigkeit

    Die Nebenwirkungen treten nicht alle mit derselben Wahrscheinlichkeit auf. Bereits in den Testphasen vor der Zulassung des Medikaments kommt es zu manchen Beschwerden häufiger als zu anderen. Außerdem werden in der gesamten Zeit, in der das Arzneimittel auf dem Markt ist, ständig Meldungen zu den Nebenwirkungen erfasst und regelmäßig auf den Beipackzetteln aktualisiert.

    Angaben zur Häufigkeit von Nebenwirkungen auf Beipackzetteln
    sehr häufig mehr als 1 Behandelten von 10 (mehr als 10 %) Von allen Fußballern, die bei einem Spiel auf dem Feld sind, betrifft es 3 Spieler oder mehr
    Häufig 1 bis 10 Behandelte von 100 (1 bis 10 %) Von allen Fußballern, die bei einem Spiel auf dem Feld sind, betrifft es maximal 2 Spieler.
    Gelegentlich 1 bis 10 Behandelte von 1.000 (0,1 bis 1 %) Im voll besetzten Konzertsaal der Elbphilharmonie (2100 Plätze) wären höchstens 21 Zuschauer betroffen.
    Selten 1 bis 10 Behandelte von 10.000 (0,01 bis 0,1 %) In der voll besetzten Allianz Arena in München (ca. 75.000 Plätze) wären höchstens 75 Zuschauer betroffen.
    Sehr selten Weniger als 1 Behandelter von 10.000 (weniger als 0,01 %) Von allen Einwohnern Münchens (ca. 1,5 Millionen) wären höchstens 150 betroffen.
    Nicht bekannt Einzelfälle. Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar In ganz Berlin wäre wahrscheinlich keiner betroffen, vielleicht nicht einmal in ganz Deutschland

    Die Häufigkeit einer Nebenwirkung sagt nichts über ihre Gefährlichkeit aus. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten wird deshalb die Ärztin oder der Arzt gegebenenfalls bestimmte Werte (z. B. Blut-, Nieren- oder Leberwerte) engmaschiger überwachen.

    Wenn Sie selbst Nebenwirkungen bemerken (auch bei frei verkäuflichen Mitteln), erwähnen Sie das in der Sprechstunde. Oft kann die Ärztin oder der Arzt Tipps zur Linderung geben oder Sie bekommen ein anderes Medikament verschrieben.

    Nebenwirkungen melden

    Um Langzeitdaten zu den Nebenwirkungen zu erfassen, forschen die Firmen zwar selbst, sie sind aber auch auf Meldungen angewiesen. Seit einigen Jahren können nicht nur Ärzte und Apotheker Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen melden, sondern auch die Anwender von Medikamenten selbst, wenn sie das wollen.

    Zum einen kann man Arzt bzw. Ärztin und Apotheker bzw. Apothekerin bitten, die Nebenwirkung zu melden. Ein weiterer Weg führt über das Internet (https://nebenwirkungen.bund.de)oder man kontaktiert dafür den Hersteller, dessen Daten man im Beipackzettel findet.

    Eine Meldung ist auch dann sinnvoll, wenn die Nebenwirkung schon im Beipackzettel steht. Vor allem bei den Angaben unter „selten“, „sehr selten“ oder „nicht bekannt“ können neue Fälle die Abschätzung des Risikos verbessern.

  • Lagerung

    Medikamente immer für Kinder unerreichbar aufbewahren. Heben Sie die Arzneimittel immer in der Umverpackung (Schachtel) auf – so verringern Sie die Verwechslungsgefahr und Sie können den Beipackzettel direkt beim Medikament aufheben.

    Wenn Sie einen Tablettendosierer (Tablettenbox) benutzen, befüllen Sie diesen höchstens für die jeweils nächste Woche – viele Tabletten verlieren bei längerer Zeit außerhalb des Blisters oder der Dose (vor allem wegen der Luftfeuchte) an Qualität. Manche Medikamente sollte man überhaupt nicht vorher aus dem Blister nehmen, weil sie so empfindlich sind. Fragen Sie nach!

    In der Regel wird empfohlen, das Medikament an einem „kühlen und trockenen Ort“ aufzubewahren. Gemeint sind in der Regel 15 bis 25 °C, auch bis 30 °C ist möglich. Der kühlste Ort in der Wohnung ist in der Regel das Schlafzimmer. Der Kühlschrank ist für Tabletten und Kapseln (außer vielleicht im Hochsommer) keine gute Alternative. Die Verpackungen sind nicht 100%ig dicht, Feuchte kann eindringen.

    Verfallene (abgelaufene) Medikament nicht mehr anwenden! Sie können ihre Wirksamkeit verloren haben oder sogar schädliche Abbauprodukte enthalten.

Es gibt bei der Anwendung vom Medikamenten also einiges zu beachten. Das gilt übrigens nicht nur für Tabletten, Kapseln und Medizinsäfte, auch bei Salben und Einreibungen sollten Sie die Packungsbeilage genau lesen.

Je mehr verschreibungspflichtige und/oder frei erhältliche Produkte Sie anwenden, desto unübersichtlicher kann es werden. Dann hilft es, wenn Sie sich eine Übersicht erstellen, die immer bei den Medikamenten liegt und die Sie aktualisieren (lassen), sobald sich an der Medikamentierung etwas ändert.

Ob mit oder ohne Liste, vielen oder wenigen Medikamenten: Nehmen Sie sich Zeit, die Packungsbeilage auch zwischendurch immer mal wieder zu lesen. Am besten immer dann, wenn Sie eine neue Packung öffnen, so sind Sie auch auf den neuesten Stand, falls die Hinweise inzwischen aktualisiert wurden.