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Vaskulitis: Entzündung der Blutgefäße

Vaskulitis bedeutet „Entzündung der Blutgefäße“ und ist ein Überbegriff für viele verschiedene Erkrankungsbilder. Es können mehrere Körperteile gleichzeitig von einer Blutgefäßentzündung betroffen sein. Das Stellen der richtigen Diagnose ist für die Ärztin bzw. den Arzt oftmals eine große Herausforderung.

  • Entstehung einer Vaskulitis

    Einen klaren Auslöser der Vaskulitis (Mehrzahl: Vaskulitiden) gibt es häufig nicht, manchmal tritt eine Vaskulitis aber nach einem Infekt oder nach der Einnahme bestimmter Medikamente auf.

    Die Entzündung bei einer Vaskulitis entsteht, wenn sich das körpereigene Immunsystem gegen Zellen des eigenen Körpers richtet. Man spricht in diesem Fall auch von einer Autoimmunerkrankung. Die Zellen, die bei einer Vaskulitis vom Immunsystem angegriffen werden, befinden sich in der Wand der Blutgefäße, weswegen es dort zu einer Entzündung kommt.

    Durch die Schädigung von Blutgefäßen kann es in Folge auch zu einer Schädigung von Organen kommen, die durch die Blutgefäße versorgt werden.

  • Einteilung der Vaskulitiden

    Grundsätzlich unterscheidet man zwischen primären und sekundären Vaskulitiden.

    Unter einer primären Vaskulitis ist eine eigenständige Erkrankung ohne erkennbare Ursache zu verstehen. Man spricht in diesem Fall von einer sogenannten idiopathischen Vaskulitis. Bei dieser Form der Vaskulitis sind meist Blutgefäße derselben Größe entzündet. Deswegen kann man auch – je nachdem, welche Blutgefäße betroffen sind – von einer Vaskulitis großer (z. B. Riesenzellarteriitis), mittelgroßer (z. B. Kawasaki-Syndrom) oder kleiner Gefäße (z. B. Granulomatose mit Polyangiitis, GPA) sprechen.

    Sekundäre Vaskulitiden lassen sich auf eine andere Grunderkrankung zurückführen, wie z. B. Rheuma oder Krebs.

  • Beschwerden bei einer Gefäßentzündung

    Die Beschwerden, die durch eine Vaskulitis verursacht werden können, sind sehr vielfältig und hängen entscheidend davon ab, in welchem Organ die Blutgefäße betroffenen sind. Grundsätzlich gilt, dass fast an jedem Organsystem Symptome auftreten können.

    Bei allen Formen der Vaskulitis ist das Auftreten von Abgeschlagenheit, allgemeinem Krankheits- und Schwächegefühl sowie von Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust möglich. Auch Hautveränderungen lassen sich bei vielen Patienten mit einer Vaskulitis beobachten. Diese befinden sich sehr häufig an den Fußknöcheln, den Beinen oder am Gesäß. Es handelt sich vor allem um tastbare Einblutungen in die Haut, kleine Knötchen, offene Hautstellen und das spontane Absterben von Hautarealen (Nekrosen).

    Des Weiteren kann es – je nach Form der Vaskulitis und betroffenem Bereich des Körpers – zu einer Auswahl folgender Beschwerden kommen

    • Augen: Bindehautentzündungen, Sehstörungen bis zur Blindheit
    • Gehör: Hörstörungen, Schwindel
    • Nase und Nasennebenhöhlen: Chronischer Schnupfen, manchmal auch blutig
    • Schleimhaut: Mundschleimhautentzündung, Geschwüre im Mund- und Rachenraum und im Genitalbereich
    • Haut: punktförmige Einblutungen, Knötchen, Rötungen, offene Hautstellen, Geschwüre
    • Zentrales Nervensystem:  Schlaganfall
    • Schmerzen: Kopfschmerzen, Schmerzen beim Kauen, Muskelschmerzen an Schulter, Oberarmen, Oberschenkeln und Becken, Bauchschmerzen und Gelenkschmerzen
    • Herz: Brustenge (Angina pectoris), Entzündung der Herzkranzgefäße, Herzmuskelentzündung
    • Nieren und Harn: Einschränkung der Nierenfunktion bis zum Nierenversagen, blutiger Urin
    • Lunge: Veränderung des Lungengewebes (Fibrose), Asthma
    • Nerven: Gefühlsstörungen durch die Schädigung von Nerven
    • Venen: Häufiges Auftreten von Venenthrombosen (Blutgerinnsel in einer Vene)  
  • Beginn der Vaskulitis

    Die Beschwerden bei einer Vaskulitis können sich entweder langsam über einen längeren Zeitraum entwickeln oder auch plötzlich auftreten. Ein plötzlicher Beginn, zum Beispiel eines Sehverlusts, kann einen medizinischen Notfall darstellen, der eine sofortige ärztliche Behandlung erfordert.

  • Untersuchung bei Verdacht auf Vaskulitis

    Zunächst wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin mit Ihnen über Ihre Krankheitsgeschichte und Ihre Beschwerden sprechen. Im Anschluss wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt.

    Um eine Vaskulitis bestätigen oder ausschließen zu können, müssen aber noch weitere Untersuchungen erfolgen. Dazu zählen zum Beispiel

    • eine Laboruntersuchung des Blutes auf Entzündungsmarker und auf Zeichen einer Autoimmunerkrankung (Nachweis von sogenannten Antikörpern)
    • Ultraschall, Röntgen, CT (Computertomographie)
    • die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe aus der entzündeten Arterienwand oder aus einem der betroffenen Organe, um dieses mit einem Mikroskop zu untersuchen (Biopsie)

    Welche Untersuchungen im Einzelfall erforderlich sind, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin mit Ihnen besprechen.

  • Behandlung der Gefäßentzündung

    Die Behandlung der Vaskulitis erfolgt medikamentös, mit dem Ziel, das überreagierende Immunsystem zu unterdrücken oder auszubremsen bzw. herunterzufahren. Dabei können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel solche mit Kortison oder solche mit einer ähnlichen Wirkung wie Kortison.

    Je nach Art der Vaskulitis können auch weitere Medikamente und Behandlungen erforderlich sein, zum Beispiel zur Blutverdünnung.

  • Krankheitsverlauf der Vaksulitis

    In der Regel ist eine Behandlung über einen längeren Zeitraum von Monaten oder manchmal sogar über Jahre hinweg erforderlich, um die Erkrankung und die damit verbundenen Beschwerden zu kontrollieren bzw. „in den Griff zu kriegen“. Leider kann es auch nach dem Absetzen der Medikamente zu einem Rückfall kommen, und es muss erneut behandelt werden.

  • Wussten Sie schon …?

    In einigen Fällen leiden die Betroffenen zugleich auch an anderen Erkrankungen, vor allem an Rheuma oder Erkrankungen aus derselben Erkrankungsgruppe wie Rheuma (rheumatische Erkrankungen). Nicht selten können diese Erkrankungen auch die Ursache einer Vaskulitis sein (sekundäre Vaskulitis).

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Katrin Repkow

    Erstellt: 05.02.2021

    Literatur:

    • Herold G et al. Innere Medizin 2021.
    • Shavit E et al. Vasculitis—What Do We Have to Know? A Review of Literature. Int J Low Extrem Wounds. 2018;17(4):218-226.
    • Khasnis A et al. Update on Vasculitis. J Allergy Clin Immunol. 2009;123(6):1226-36.
    • Schirmer JH et al. S1 guidelines Diagnostics and treatment of ANCA-associated vasculitis. Z Rheumatol. 2017;76(Suppl 3):77-104.

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