Ihr Herz-Kreislauf-Portal

Blaue Lippen – Zyanose

Zyanose ist der Fachbegriff für bläulich verfärbte Haut oder Schleimhäute. Vor allem an den Lippen ist eine Zyanose gut erkennbar, sie tritt aber auch an anderen Körperpartien auf.

Der Grund für die Blaufärbung liegt im Blut, genauer gesagt ist bei der Zyanose das Blut bzw. der rote Blutfarbstoff Hämoglobin nicht ausreichend mit Sauerstoff beladen. Hämoglobin ist in den roten Blutkörperchen enthalten und transportiert eingeatmeten Sauerstoff von der Lunge zu den Geweben und Kohlendioxid wieder zurück zur Lunge. Ist viel Sauerstoff an das Hämoglobin gebunden, wie in den Arterien, erscheint das Blut hellrot. Sauerstoffarmes Blut in den Venen ist dunkel, durch die Haut schimmert es bläulich hindurch; hellrotes Blut erzeugt einen rosigen Teint.

An normalerweise gut durchbluteten und gut sichtbaren Körperstellen wie den Lippen kann man abschätzen, ob das Blut ausreichend mit Sauerstoff beladen ist.

  • Mögliche Ursachen für eine Zyanose

    Warum das hellrote Blut seine Farbe ändert, hat vor allem zwei Gründe: Entweder der Körper verbraucht mehr Sauerstoff als üblich oder das Blut bzw. das Hämoglobin wird in der Lunge nicht ausreichend mit Sauerstoff beladen.

    Ursachen für einen vermehrten Verbrauch an Sauerstoff können u. a. sein:

    Ursachen für eine ungenügende Beladung des Hämoglobins mit Sauerstoff sind u. a.:

    • eingeschränkte Sauerstoffaufnahme in der Lunge
      • wegen behinderter Belüftung der Lungenbläschen (z. B. bei Einengung der Atemwege bei Asthma oder chronischer Bronchitis, Emphysem, Lungenfibrose, Fremdkörper verschluckt)
      • wegen mangelnder Durchblutung der Lunge nach Verschluss einer Lungenarterie durch ein Blutgerinnsel (Lungenembolie)
    • Herzfehler, bei denen sich sauerstoffreiches mit sauerstoffarmem Blut im Herzen mischt
    • Ausgeprägte Blutarmut (Mangel an Hämoglobin)

    Neben Erkrankungen können auch Vergiftungen (z. B. mit Kohlendioxid) oder Medikamente eine Zyanose auslösen.

    Auch die typisch bläuliche Hautfarbe bei Kälte liegt letztlich an einer Sauerstoffunterversorgung: Um nicht zu viel Wärme über die Haut zu verlieren, wird die Durchblutung der äußeren Hautschichten gedrosselt. Die inneren Organe werden jedoch weiterhin mit Sauerstoff versorgt.

  • Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

    Eine Zyanose, die sich nicht auf Kälte zurückführen lässt, sollte zu einem Arztbesuch veranlassen, da eine Sauerstoffunterversorgung die Organe schädigen kann. Sie kann aber auch ein Zeichen für eine andere Erkrankung sein.

    Suchen Sie den Arzt oder die Ärztin auf, wenn

    • die bläuliche Verfärbung der Haut nicht durch Aufwärmen verschwindet,
    • zusätzlich Atemnot auftritt, eventuell zusammen mit Husten, oder wenn
    • schnelle Ermüdbarkeit und körperliche Schwäche mit der Zyanose einhergehen.
  • Im Notfall

    Wenn ganz plötzlich eine Zyanose auftritt und der Betroffene zugleich akute Luftnot verspürt oder gar Erstickungsgefühle hat, ist Eile geboten.

    • Notruf 112 wählen! Was ist passiert? Wo sind Sie? Was wurde schon unternommen?
    • Hochlagern! Am besten mit aufrechtem Oberkörper hinsetzen.
    • Als Ersthelfer sollten Sie klären, ob der Patient bzw. die Patientin einen Asthmaanfall hat – dann kann das Asthmaspray helfen.
    • Falls etwas verschluckt wurde: Kräftige Schläge auf den Rücken zwischen die Schulterblätter helfen eventuell. Falls nicht, das sogenannte „Heimlich-Manöver“ ausführen. Dazu umarmen Sie die Betroffene bzw. den Betroffenen von hinten und legen eine Faust unterhalb des Brustbeins auf den Oberbauch. Ziehen Sie jetzt die Faust mit der anderen Hand ruckartig in Ihre Richtung.
  • Untersuchungen zur Abklärung der Zyanose

    Im Gespräch zur Krankenschichte ermittelt der Arzt, wie lange die Zyanose schon besteht und ob sie von anderen Symptomen begleitet wird. Er fragt zudem nach Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen und nach den Medikamenten, die der Patient derzeit einnimmt.

    Zu den körperlichen Untersuchungen gehört das Abhören der Lungen- und Herzgeräusche.

    Die Sauerstoffsättigung des arteriellen Blutes kann der Arzt mittels Pulsoximetrie bestimmen. Dabei wird einem Finger ein Clip angebracht; in diesem steckt ein Sensor, der die Blutfarbe misst, aus der wiederum die Sauerstoffsättigung errechnet werden kann. Diese sollte bei 98 bis 100 % liegen.  Zudem kann eine Blutgasanalyse durchgeführt werden – z. B. anhand einer Blutprobe aus dem Ohrläppchen –, die weitere Informationen zum Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut liefert.

    Beim Verdacht auf eine zugrundeliegende Herzerkrankung wie etwa einer Herzmuskelschwäche oder Herzklappenerkrankung stehen z. B. folgende Untersuchungsmethoden zur Verfügung:

    Gibt es Hinweise auf eine Lungenerkrankung als Ursache der Zyanose, wird der Arzt bzw. die Ärztin zunächst die Lungenfunktion überprüfen.

  • Über diesen Artikel

    Autoren: Redaktion / Ulrike Jonack, Dr. Joachim Sauer

    Erstellt: 27.02.2022

    Literatur: Loscalzo J. „Hypoxie und Zyanose“. In: Kasper DL et al. (Hrsg.) „Harrisons Innere Medizin“, ABW-Verlag, Thieme, Stuttgart, S. 298-301.

    Bildnachweise:

    • Titelbild © Rainer Sturm / pixelio.de
    • Illustration unter Verwendung einer Grafik von © Richard Wheeler (Zephyris) / wikipedia.de